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Kies- und Betonwerk Frei AG

This-Priis: Der Arbeitgeber-Award: Kies- und Betonwerk Frei AG

This-Priis: Der Arbeitgeber-Award

Der This-Priis ist der Zürcher Arbeitgeber-Award. Er geht an Unternehmen, die sich für die Integration von Menschen mit gesundheitlichem Handicap engagieren.

Kies- und Betonwerk Frei AG (Finalistin 2021)

Soziales Engagement zementieren

Das Kies- und Betonwerk Frei in Kleinandelfingen beeindruckt mit mehreren siloartigen Türmen. Unter dem grössten, dem Betonwerk, wird gerade ein Last­wagen beladen – einer von vielen jeden Tag. Walter Schutz stapft durch den Schnee, um die Anlage aus der Nähe zu zeigen. Er kennt die Firma wie seine Westen­tasche: «Wir beliefern das Bau­gewerbe mit Kies, Beton und weiteren Bau­stoffen und wir sind im Rück- und Erd­bau tätig. Zum Unternehmen gehören 16 Last­wagen, eine eigene Kies­grube, ein Beton­werk und ein Recycling-Platz.» Der sympathische Mann ist Leiter Vertrieb und Disposition – und mitverantwortlich für die geglückte berufliche Eingliederung von Lukas.

Der Traum vom Lastwagenfahren
Lukas machte nach der Heil­pädagogischen Schule eine Anlehre als Gärtner. Danach arbeitete er eine Zeit lang im Garten­bau. Er war immer wieder mit dem Liefer­wagen oder Vorder­kipper im Kies- und Betonwerk anzutreffen, um Material abzuholen. Eines Tages durfte Lukas mit einem der Chauffeure mitfahren. Damit war sein Wunsch, Last­wagen­fahrer zu werden, besiegelt. Als dann tatsächlich eine Stelle frei wurde und die IV fachliche und finanzielle Unterstützung bot, stand dem Eingliederungs­versuch nichts mehr im Weg. Lukas machte daraufhin die Last­wagen­prüfung. «Er kämpfte wie ein Bär und schaffte sie trotz seiner Lese- und Schreib­schwäche», erzählt Walter Schutz. «Seit knapp einem Jahr ist er nun fest angestellt bei uns – zu je etwa 50 Prozent als Chauffeur und als Mitarbeiter auf dem Werk­areal.»

Wenn Lukas gerade nicht mit dem Last­wagen unterwegs ist, trifft man ihn oft bei der Schlamm­presse. Dort ist er dafür zuständig, dass Fehlermeldungen rasch behoben werden und die Anlage einwand­frei funktioniert. Die Schlamm­presse befindet sich etwas versetzt zum Beton­werk und säubert das verschmutzte Wasser der Beton­produktion. So kann es, ohne der Umwelt zu schaden, in die Kanalisation geleitet werden. Dass das Unternehmen Verant­wortung übernimmt, zeigt sich jedoch nicht nur im Umgang mit natürlichen Ressourcen, sondern seit vielen Jahren auch in seinem sozialen Engagement. Walter Schutz erinnert sich: «Ich weiss von einem früheren Besitzer, dass sie bereits damals Leute in schwierigen Lebens­situationen eingestellt hatten. Dieser Tradition sind wir bis heute treu geblieben.»

Bild Walter Schutz, Leiter Disposition und Produktion, Kies- und Betonwerk Frei AG, Kleinandelfingen
Walter Schutz, Leiter Disposition und Produktion, Kies- und Betonwerk Frei AG, Kleinandelfingen

Auf den Willen kommt es an
Die Transport- und Bau­branche sind keine typischen Orte für Eingliederungen von Menschen mit Handi­cap. Oft ist der Umgangston rau, die Geduld klein und körperliche Einschränkungen verun­möglichen viele Arbeiten. Das macht das Integrations­beispiel des Kies- und Betonwerks umso erfreulicher. Walter Schutz erklärt: «Die positive Einstellung der Geschäfts­leitung und des HR dem Versuch gegenüber waren entscheidend. Ohne ihre Zustimmung wäre die Eingliederung nicht möglich gewesen. Sie mussten mir zwar bei der Betreuung von Lukas nicht helfen, das war meine Aufgabe, aber ich wusste, dass sie jederzeit hinter mir standen. Das half mir sehr.» 

Aus dem Gespräch wird grosses persönliches Engagement spürbar. Es sei seine Art, Menschen zu helfen, wenn seine Möglich­keiten es erlauben. Walter Schutz findet, dass alle eine Chance verdient hätten, wenn sie gewillt sind, im Leben weiter­zukommen. «Diesen Willen habe ich bei Lukas schnell erkannt.» Walter Schutz lacht und ergänzt: «Bevor Lukas bei uns angestellt wurde, fragte er mehrmals wöchentlich, ob eine Stelle als Chauffeur frei werde. Ich musste ihm mit der Zeit verbieten zu fragen. Im Gegen­zug versprach ich, mich bei ihm zu melden, sobald wir einen Chauffeur suchen würden.»

Lukas’ Beharrlichkeit hat sich ausbezahlt und auch seine Arbeits­einstellung hat sich bestätigt. Oft vergisst er, pünktlich Feier­abend zu machen. «Lukas ist glücklich, wenn er gebraucht wird. Und genau diese Wert­schätzung möchte ich ihm auch entgegen­bringen», führt Walter Schutz aus.

Bild Aquarium und Schlammpresse
Pro Tag bewegt das Kies- und Betonwerk Frei AG mehrere Tonnen Kies, Beton und weitere Baustoffe.

Auf Achse mit Beton
Lukas beginnt seinen Arbeits­tag um 7 Uhr im Winter und um 6.30 Uhr im Sommer. Wenn er Transport­aufgaben übernimmt, holt er sich in der Logistik den genauen Fahrten­plan ab. Er fährt meistens Beton aus. Diese Fahrten sind kürzer und er kehrt öfter ins Werk zurück, um den Last­wagen neu zu beladen. Für Lukas ist dies ideal. So ist er nicht den ganzen Tag auf sich alleine gestellt und hat bei Fragen oder Problemen schneller jemanden zur Seite.

Da Walter Schutz manchmal unterwegs oder auf einer Bau­stelle im Einsatz ist, hat er für die Betreuung von Lukas zusätzlich den Disponenten des Kies- und Betonwerks eingespannt. Dieser konnte an früheren Arbeits­orten bereits Erfahrung im Umgang mit Menschen mit Handi­cap sammeln. Sein Büro, wegen der grossen Fenstern von den Mitarbeitenden „Aquarium“ genannt, befindet sich unmittelbar neben dem Beton­werk und in Sicht­weite zur Schlamm­presse.

Es haben alle eine Chance verdient, die gewillt sind, im Leben weiter­zukommen.

Bereicherung statt Bürde
Die Anwesenheit von Lukas hat sich auch auf das übrige Team ausgewirkt – positiv, wie Walter Schutz betont. Das Verständnis für Menschen mit Handi­cap ist gewachsen. «Alle Mitarbeiter sind informiert über die Vor­geschichte von Lukas und seine Einschränkung. Sie wissen, dass der Umgang mit ihm mehr Geduld verlangt und sie ihm Dinge manchmal mehrmals erklären müssen. Bei der Lese- und Schreib­schwäche, die sich besonders beim Schreiben von Rapporten zeigt, bin ich manchmal gefordert. Ich frage bei Unklar­heiten aber einfach bei Lukas nach und er erklärt mir dann, was er geschrieben hat.»

Walter Schutz ist der Meinung, dass Menschen mit Handi­cap nicht eine Last für ein Unternehmen seien, sondern eine Bereicherung. Er kann deshalb jedem Unternehmen empfehlen, Menschen mit Handi­cap zu integrieren, wenn eine passende Stelle frei ist. «Der Weg ist zwar nicht immer einfach, aber lohnens­wert. Denn schlussendlich hilft man einem Menschen, sein Leben zu meistern und ihn Teil der Arbeits­welt werden zu lassen. Das Wichtigste für uns Menschen ist doch, dass wir eine sinn­volle Aufgabe im Leben haben und gebraucht werden.»

Bild Lukas prüft regelmässig die Schlammpresse.
Lukas überprüft regelmässig die Schlammpresse, um einen einwandfreien Betrieb sicherzustellen.

Integration konkret bei der Kies- und Betonwerk Frei AG

Neben der Eingliederung von Mitarbeitenden mit Handicap gibt das Kies- und Betonwerk Frei AG auch weiteren Menschen eine berufliche Chance: So stellte die Firma einen Portugiesen als Chauffeur ein, der fast keine Deutsch­kenntnisse hatte und gab einem 54-jährigen Chauffeur einen Job, der anderswo keine Chance mehr bekam. Zudem vergibt die Firma Darlehen für Mitarbeitende in finanzieller Not und organisiert anwalt­schaftliche Hilfe bei Bedarf.

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