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Blankart AG
This-Priis: Der Arbeitgeber-Award: Blankart AG
This-Priis: Der Arbeitgeber-Award
Der This-Priis ist der Zürcher Arbeitgeber-Award. Er geht an Unternehmen, die sich für die Integration von Menschen mit gesundheitlichem Handicap engagieren.
Blankart AG (Finalistin 2019)
Eiserner Zusammenhalt
Am Empfang begrüsst die zwei Jahre alte Melody zusammen mit ihrer Mutter Sandrine und ihrer Grossmutter Béa Weiss die Besucher im Familienunternehmen. Das Mädchen ist aufgeregt. «Mit den Frauen spielen», erklärt die Zweijährige strahlend. Die Mitarbeiterinnen aus der Produktion nehmen den aufgeweckten Blondschopf immer mit in ihre Pause. Gleich ist es so weit. Für Melody ist es einer der Höhepunkte des Tages – genauso wie für die Frauen im Betrieb.
Die Blankart AG ist ein Familienunternehmen durch und durch. Deshalb musste HR-Managerin Sandrine Weiss auch nicht lange überlegen, als die Anfrage kam: «Natürlich geben wir einer Frau mit Handicap eine Chance.» Eine 57-Jährige musste ihren Job in der Raumpflege aufgrund starker Knieprobleme aufgeben. Familie Weiss bot ihr die Möglichkeit für den Wiedereinstieg – und gewann so eine engagierte Mitarbeiterin für die Produktion.
Grobe Stahlelemente und filigrane Präzisionsteile
Die Pause ist vorbei, der Boden vibriert wieder im Takt der Stanzmaschine. Mit einer Wucht von 20 Tonnen kracht der Stempel auf die Matrize. Das Stahlmonstrum nennt Sandrine Weiss liebevoll «die kleine Maschine» – die grossen erzeugen eine Kraft von bis zu 160 Tonnen. Über drei Stockwerke verteilt stellen die 25 Mitarbeitenden der Blankart AG Werkzeuge und Metallteile für verschiedenste Bereiche der Industrie her. Mehr als 1000 Einzelkomponenten entstehen hier. Die Bandbreite reicht von groben Stahlelementen bis hin zu filigranen Präzisionsteilen, von der Schwerindustrie bis zur Medizintechnik.
Jeder macht nur das, was er kann
«So unterschiedlich wie unsere Produkte sind auch die Tätigkeiten in der Produktion», sagt Roman Schlösser, Account & Communications Manager. Manche Tätigkeiten werden im Stehen ausgeführt, andere im Sitzen. Einige verlangen viel Fingerspitzengefühl, andere sind eher grob. Bei feinen Teilen für Hochpräzisionswaagen kommt es aufs Tausendstel an, bei grösseren Schalenelementen müssen die Ränder nur grob abgeschliffen werden. Die Arbeiten lassen sich deshalb gut aufteilen, so dass jeder nur das machen muss, was er kann. Die Mitarbeiterin mit Knieproblemen arbeitet vorwiegend im Sitzen. «Das funktioniert für alle Beteiligten sehr gut», sagt Schlösser.
Kennenlernen ohne Risiko
Auf einem Etagenwagen stapeln sich silbern glänzende Türmchen. Es sind Aluminium-Probeschalen für Feuchtigkeitsbestimmer und Analysewaagen, ein Spezialprodukt der Blankart AG. Dahinter stampft unermüdlich eine Maschine und spuckt im Sekundentakt weitere Schälchen aus. Eine Mitarbeiterin stapelt sie zu neuen Silbertürmen, während ihre Kolleginnen und Kollegen andere Metallteile in allen Grössen in Form biegen, stanzen, schweissen oder fräsen. Die fleissigen Hände fliegen wie automatisch hin und her. Der Lärmpegel ist konstant hoch. «Nicht jeder kann in dieser Umgebung arbeiten. Aber jeder hat eine Chance verdient. Deshalb war das Angebot der IV sehr wertvoll für uns und auch für unsere Mitarbeiterin», sagt Sandrine Weiss. Beim sogenannten Arbeitsversuch haben sich Unternehmen und Bewerberin gegenseitig kennengelernt. In dieser Zeit bestand noch kein Arbeitsvertrag, beide Parteien konnten unkompliziert herausfinden, ob sie zusammenpassen.
«Schwung und gute Stimmung»
Schnell stellte sich heraus, dass die neue Mitarbeiterin nicht nur die Arbeit bestens im Griff hat, sondern auch hoch motiviert ist und hervorragend ins Team passt. «Obwohl alles bestens gelaufen ist, war es für uns sehr wertvoll, dass wir einen Ansprechpartner hatten, der uns bei Bedarf unterstützt», sagt Sandrine Weiss. Wird die nächste Stelle im Unternehmen frei, würde sie es gerne wieder mit einer Eingliederung versuchen. «Ich kann das nur empfehlen. Es lohnt sich», sagt sie und Roman Schlösser ergänzt: «Wenn jemand so motiviert ist, bringt das Schwung und gute Stimmung ins ganze Team. Alle profitieren.»
Wiedereinstieg in reduziertem Pensum
Selbstverständlich ist für die Familie Weiss nicht nur, neue Chancen zu geben. Auch der Arbeitsplatzerhalt für eine verunfallte Mitarbeiterin steht von Anfang an ausser Frage. Eine Angestellte in der Produktion erleidet im Frühsommer 2018 einen schweren Unfall: Trümmerbrüche in beiden Beinen. Es folgen mehrere Operationen, eine lange Zeit im Rollstuhl und eine aufwendige Reha. Dass sie im Betrieb so fest verwurzelt ist, hilft der 60-Jährigen durch die schwere Zeit. Ihre Kolleginnen und Kollegen besuchen sie abwechselnd jeden Tag im Spital. Die Gewissheit, trotz Einschränkungen wieder in den Job zurückkehren zu können, ist ein starker Motivator. Ende Januar 2019 ist es endlich so weit: Sie kann wieder ins Team, an den Arbeitsplatz zurückkehren – wenn auch vorerst nur in einem 50-Prozent-Pensum. «Natürlich ermöglichen wir ihr den schrittweisen Wiedereinstieg. Wir sind zuversichtlich, dass alles gut geht. Der Ansprechpartner bei der IV-Stelle gibt uns zusätzlich Sicherheit», sagt Sandrine Weiss.
Zum Abschied streckt auch Melody ihr Händchen den Besuchern entgegen. Dann marschiert sie zur Garderobe und zeigt auf die Mäntel: «Jacken anziehen.» Es ist kalt draussen an diesem Januarmorgen.
Integration konkret bei der Blankart AG
Die Blankart AG beschäftigt 25 Mitarbeitende. Bei offenen Stellen bietet das Unternehmen regelmässig Arbeitsversuche für Menschen mit Beeinträchtigungen an. Dabei arbeitet die Blankart AG eng mit der SVA Zürich, den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) und der Sozialhilfe zusammen.
1 Neueinstellung | 1 Arbeitsplatzerhalt |
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2017: Eine Frau mit Knieproblemen kann nicht mehr in der Raumpflege arbeiten. Sie erhält eine Chance in der Produktion – bei vorwiegend sitzender Tätigkeit. Der dreimonatige Arbeitsversuch verläuft positiv. Es folgt eine Festanstellung mit anfänglichen Einarbeitungszuschüssen. Arbeitspensum: 100 Prozent. |
2018: Eine Mitarbeiterin verunfallt schwer, erleidet komplizierte Brüche an beiden Beinen. Nach langwieriger Reha ermöglicht ihr die Blankart AG den schrittweisen Wiedereinstieg mit einem reduzierten Arbeitspensum von 50 Prozent. |
Die Preisträgerin und Finalistinnen 2019
- Liuma AG (Preisträgerin 2019)
- Arrigoni Sports GmbH
- Federnfabrik Schmid AG
- Ziegler delikat essen AG