Dieser Browser ist veraltet und birgt Sicherheitsrisiken. Die Webseite der SVA Zürich ist für diesen Browser nicht optimiert. Deshalb werden einige Inhalte nicht korrekt dargestellt.

Arrigoni Sport GmbH

This-Priis: Der Arbeitgeber-Award: Arrigoni Sport GmbH

This-Priis: Der Arbeitgeber-Award

Der This-Priis ist der Zürcher Arbeitgeber-Award. Er geht an Unternehmen, die sich für die Integration von Menschen mit gesundheitlichem Handicap engagieren.

Arrigoni Sport GmbH (Finalistin 2019)

Vollgas für die Integration

Rund 20'000 Pferdestärken schlummern unter dem Dach der Arrigoni Sport GmbH in Adliswil. 300 Maschinen von der kleinen Vespa bis zur 400 Kilo schweren Indian. Auf den 1800 Quadrat­metern Ausstellungs­fläche gibt es alles, was das Biker­herz begehrt – bis hin zu Leih­maschinen und passenden Outfits. Der riesige Laden macht Eindruck. Das Ambiente nutzt Inhaber Daniel Arrigoni regelmässig für Events. An diesem Januar­morgen steht Daniel Arrigoni, umringt von einem Gross­teil seiner 35 Mitarbeitenden, inmitten der Maschinen. Es ist 9 Uhr, er schliesst die morgendliche Team­sitzung: «Ich danke euch für die unglaubliche Arbeit, die ihr hier leistet.» Jetzt kann es losgehen, das Motorrad­center öffnet seine Türen. Die Kund­schaft wird grundsätzlich geduzt, so ist es üblich unter Bikern. Eine eingeschworene Gemein­schaft, die auch Privates teilt. «Wir haben alle Benzin im Blut», sagt Daniel Arrigoni mit leuchtenden Augen. Das verbindet.

Daniel Arrigoni auf einem Töff
Hat Benzin im Blut: Daniel Arrigoni, Inhaber der Arrigoni Sports GmbH.

«Zuverlässigkeit und Präzision»
Als Arrigoni zum ersten Mal von Dominik* hört, packt ihn die Geschichte sofort. Der 30-jährige Poly­mechaniker ist der Sohn eines Kunden. Er leidet an Depressionen mit einer kombinierten Persönlichkeits­störung. Sein Traum: In einer Töff­werkstatt arbeiten. Doch dieser Traum scheint nach einem Jahr Klinik­aufenthalt und einem weiteren Jahr in der Tages­klinik in weiter Ferne. Die Anforderungen in einer Werk­statt sind hoch. «Bei uns geht es um Zuverlässigkeit und Präzision», sagt Arrigoni. Sicherheit hat oberste Priorität. Dennoch trifft er sich mit Dominik. Zuerst allein, dann mit seinem Psychologen. Der junge Mann überrascht Arrigoni schon beim Kennen­lernen. «Er hat ein super Charisma und geht erstaunlich offen mit seiner Krank­heit um.» Für Arrigoni ist sofort klar: Es muss eine Möglichkeit für eine Zusammen­arbeit geben! 2018 startet er einen drei­monatigen IV-Arbeitsversuch mit Dominik. Anfangs erhält der junge Mann einfache Arbeiten, wird eng begleitet. Einen Arbeits­vertrag braucht es in dieser Zeit noch nicht. Beide Parteien können unkompliziert herausfinden, ob die Zusammen­arbeit funktioniert. Das tut es – meistens jedenfalls. Doch es gibt auch schlechte Tage. Der 30-Jährige erscheint nicht zur Arbeit, ist nicht zu erreichen, nicht ansprechbar. Diese Phasen können wenige Tage oder mehrere Wochen dauern. Dennoch entscheidet sich der ehemalige Trial­fahrer Arrigoni erneut für Dominik. Es kommt zum Arbeits­vertrag. Arrigoni sieht es als seine Pflicht, etwas zurück­zugeben. «Hätte ich nie Leute gehabt, die mir geholfen hätten, wäre ich im Leben nicht so weit gekommen», erklärt er.

Gesundes vom «Chrüterhäxli»
An der Theke steht Christa Arrigoni und braut einen Holunder­punsch aus Ingwer, Limetten und selbst gesammelten Holunder­blüten. Die gelernte Pflege­fachfrau HF ist gleich­zeitig diplomiertes «Chrüterhäxli». Sie versorgt die Mitarbeitenden des Betriebs regelmässig mit gesundheits­fördernden Getränken, Kräutern und sonstigen Spezialitäten. Krank­heiten und persönliche Probleme sind hier keine Tabu­themen. Hat jemand mal einen schlechten Tag, kann er den Chef um eine einfache Arbeit bitten. «Ich frage nicht, was los ist, ich teile die Leute einfach entsprechend ein. Wenn jemand reden will, bin ich da.» Die Mitarbeitenden wissen das zu schätzen, ausgenutzt wird die Gross­zügigkeit deshalb nicht.

Der Aufwand lohnt sich tausendmal.

Flexibilität ermöglicht Integration
Dominik ist besonders dankbar für die Chance, die er erhalten hat. Er ist motiviert, findet schnell Freunde im Betrieb. Aufgrund seiner Erkrankung ist er langsamer als andere, doch er arbeitet sehr genau. Die gleiche Leistung wie von anderen Mit­arbeitenden erwartet der Chef nicht: «Ich habe hier die Flexibilität, die Arbeit so einzurichten, dass wir auch jemanden mit Handi­cap eingliedern können. Ich teile die Leute so ein, dass sie sich gegenseitig ergänzen.» Bereut hat er seinen Entscheid nie – obwohl es immer wieder Zeiten gab, die alles andere als einfach waren. «Abtaucher» nennt Daniel Arrigoni die Tage oder Wochen, an denen Dominik nicht zur Arbeit erscheint. Insbesondere in den Sommer­monaten waren diese unplanbaren Absenzen eine echte Heraus­forderung für das ganze Team. Das Motorrad­center macht rund 70 Prozent seines Umsatzes innerhalb von sechs Monaten. In dieser Zeit finden zusätzlich viele Events im Laden statt. Wenn dann plötzlich jemand fehlt und nicht zu erreichen ist, braucht das viel Verständnis. Daniel Arrigoni und seine Mitarbeitenden bringen es auf. «Normalerweise ist Dominik absolut zuverlässig. Aber diese Depressions­schübe kann er nicht steuern.»

Dominik arbeitet an diesem Januar­morgen in der Werk­statt an Maschinen, die zum Service da sind. Er ist konzentriert bei der Sache, blickt nur kurz auf, um freundlich zu grüssen. Die Winter­flaute nutzt das Motorrad­center hauptsächlich für Service­arbeiten. Dazu sind täglich einige Mitarbeitende mit dem «Werkstatt-Taxi» unterwegs: Sie holen die Maschinen bei den Kunden ab und liefern ihnen die überholten Töffs anschliessend wieder nach Hause.

In der Werkstatt ist höchste Präzision gefragt.
In der Werkstatt ist höchste Präzision gefragt.

«Was würdest du in meiner Situation tun?»
Daniel Arrigoni gibt gerne Vollgas – nicht auf dem Töff, sondern für Prävention und Integration. Als ihm auffällt, dass ein Mitarbeiter überarbeitet ist, organisiert er für ihn eine Auszeit an einem ruhigen Ort. Ein Angestellter kann aus gesund­heitlichen Gründen nicht mehr als Motorrad­mechaniker arbeiten. Arrigoni setzt ihn künftig in anderen Funktionen im Betrieb ein, richtet ihm sogar einen Heim­arbeits­platz ein. Auch ein Verkäufer, der an den Folgen eines schweren Unfalls leidet, kann regel­mässig von zu Hause aus arbeiten und sein Arbeits­pensum reduzieren. Lernende, die ihre Ausbildung in anderen Betrieben abbrechen müssen, können hier neu starten. Arrigonis Rezept für die Zusammen­arbeit in schwierigen Situationen: Perspektiven­tausch. «Ich überlasse der Person meinen Platz. Dann sagt jeder dem anderen, was er in dessen Situation tun würde. Das schafft gegen­seitiges Verständnis.»

Daniel Arrigoni empfiehlt jedem Betrieb, Menschen mit Handi­cap einzustellen – nicht nur, weil er es für eine gesell­schaftliche Verpflichtung hält. «Der Aufwand lohnt sich tausend­mal. Man lernt so viel und entwickelt sich persönlich weiter.» Die positive Entwicklung eines Menschen zu begleiten: ein Glücks­gefühl. «Es macht mich froh, wenn ich Dominik heute sehe. Wir sind auf einem guten Weg. Er wird noch ein toller Mitarbeiter sein, wenn ich längst nicht mehr im Betrieb bin.»

*Name von der Redaktion geändert.

Batman-Feeling garantiert: eine Spezialanfertigung der Arrigoni Sport GmbH.
Batman-Feeling garantiert: eine Spezialanfertigung der Arrigoni Sport GmbH.

Integration konkret bei Arrigoni Sport GmbH

Die Arrigoni Sport GmbH beschäftigt 37 Mitarbeitende.

Die Preisträgerin und Finalistinnen 2019

Weitere Informationen

Kontakt

Footer