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Acer Computer (Schweiz) AG
This-Priis: Der Arbeitgeber-Award: Acer Computer (Schweiz) AG
This-Priis: Der Arbeitgeber-Award
Der This-Priis ist der Zürcher Arbeitgeber-Award. Er geht an Unternehmen, die sich für die Integration von Menschen mit gesundheitlichem Handicap engagieren.
Acer Computer (Switzerland) AG (Preisträgerin 2017)
Zeitgeist getroffen
Bildschirme, so weit das Auge reicht. Grosse, kleine, mittelgrosse, Desktop-Computer, Laptops, Tablets – im Acer Outlet Store in Dietikon präsentiert sich der Kundschaft die breite Produktepalette. Hildegard Haas, Country HR & Service Manager, arbeitet bereits seit 16 Jahren bei Acer Computer. Während der Betrieb damals noch einem Start-up glich, arbeiten heute 54 Mitarbeitende in der Computerfirma. Das Geschäft wuchs, der Bedarf an Personal stieg. Hildegard Haas wollte sich sozial engagieren, der Gesellschaft etwas vom Erfolg zurückgeben. Dies jedoch nicht in Form von Spenden, sondern durch direkte individuelle Förderung.
Offen für Neues
Vor elf Jahren erfolgte dann die erste erfolgreiche Eingliederung einer Frau mit starken Rückenschmerzen, die nicht mehr im Gastgewerbe tätig sein konnte. Hildegard Haas bot ihr zunächst einen Praktikumsplatz im Telefondienst an. «Ich probierte es einfach, warum auch nicht», blickt Hildegard Haas zurück, «am Anfang war sie noch sehr schüchtern, traute sich nicht, vor den anderen zu telefonieren. Ich bot ihr an, es in meinem Einzelbüro zu versuchen, um etwas Selbstvertrauen zu gewinnen.» Die Sicherheit kam zurück, sie arbeitet heute als Sachbearbeiterin bei Acer.
Die Entwicklung der Mitarbeitenden bestätigt das Engagement von Hildegard Haas. Während am Bewerbungsgespräch noch alle schüchtern und mit wenig Selbstvertrauen vor ihr sassen, konnten ihre Leistungen stetig gesteigert werden. Sie sind heute offener und mit grösserer Freude an der Arbeit. Nach einem Unfall in der Lederproduktion konnte eine Frau nicht mehr in diesem Betrieb bleiben. Die Lederwalze hatte ihre Hand zertrümmert, starke Schmerzen plagten sie. Da sie keine Ausbildung hatte, erhielt sie bei Acer zunächst einen Praktikumsplatz in der Logistik. Sie hatte noch nie am Computer gearbeitet, trotzdem versuchten sie den Einstieg in eine Bürotätigkeit. Sukzessive wurde sie in die neue Tätigkeit eingeführt und arbeitet heute als Sachbearbeiterin.
«Ich freue mich, wenn ich jemandem eine Perspektive und die Zuversicht geben kann, dass es weitergeht», beschreibt Hildegard Haas ihre Motivation. Als ein Mann, der infolge eines Unfalls seinen rechten Arm verloren hatte, vor ihr sass, war sie bewegt von seinem Gesichtsausdruck. Sie fragte sich, welche Stelle sie ihm bei Acer ermöglichen könnte. Da alle Reparaturen in Dietikon erfolgen, braucht es ein Lager mit allen Ersatzteilen. Der Lagerbestand muss regelmässig überprüft und bei Bedarf neu bestückt werden. Die kleinen Teile sind nicht schwer und lassen sich gut mit einer Hand in die Regale auffüllen. Der neue Arbeitsbereich für ihn war gefunden. Während er sich zu Beginn für sein Handicap noch geschämt habe, habe er durch die Integration ins Team an Selbstvertrauen gewonnen und zeige nun auch seine Prothese.
Individuelle Lösungen
«Ich will in keinem Unternehmen arbeiten, das sich nicht sozial engagiert», macht Hildegard Haas klar. Mittlerweile sei es auch kein Geheimnis mehr, dass die «Praktikantinnen und Praktikanten» einen etwas anderen Lebenslauf hätten. Trotzdem informiert sie die Teams nicht im Voraus über die Beeinträchtigung der neuen Mitarbeitenden: «Ich will nicht, dass sie vorbelastet anfangen, sondern wie alle anderen Mitarbeitenden auch.» Nicht alle Eingliederungen verliefen hindernisfrei. Ein Mann, gelernter Betonbohrspezialist, der 2009 zu Acer stiess, konnte aufgrund starker Knieschmerzen seinen angefangenen Arbeitsversuch in der Produktion von Kaffeemaschinen nicht mehr fortführen, da dort die Tätigkeiten im Stehen ausgeübt wurden. Der anschliessende Arbeitsversuch im Reparaturservice bei Acer wurde dann erschwert durch ungenügende Sprachkenntnisse, weshalb ihm vorerst nur die Reparatur eines Produkts anvertraut wurde. Mittlerweile hat sich nicht nur sein Deutsch markant verbessert, sondern auch seine Expertise. Der IT-Techniker ist heute Spezialist für Reparaturen von Smartphones und Tablets.
Die Integration von Menschen mit den unterschiedlichsten Geschichten habe das Arbeitsklima positiv verändert. Es gebe auch den anderen Angestellten die Sicherheit, dass Acer sie in schwierigen Situationen nicht hängen lässt und unterstützend zur Seite steht. Bisher erhielten vier langjährige Mitarbeitende entsprechende Unterstützung für einen Wiedereinstieg.
Der Erfolg lässt sich nicht in Zahlen messen.
Breit abgestütztes Engagement
Neben ihrer Vollzeitstelle bei Acer absolvierte die gelernte Personalfachfrau Hildegard Haas zusätzlich eine Coaching-Ausbildung. Ihr Integrationsengagement ist breit angelegt und umfasst nicht nur physisch beeinträchtigte Menschen. Neben den bisher sechs Personen mit einer physischen Beeinträchtigung wurde auch ehemaligen Sozialhilfeempfängerinnen und -empfängern der berufliche Wiedereinstieg ermöglicht. «Am Anfang musste ich die Geschäftsleitung davon überzeugen, aber nach den ersten Erfolgen besteht heute gar kein Zweifel mehr», sagt Hildegard Haas stolz. Nicht nur die Geschäftsleitung von Acer versuchte sie vom Konzept der Eingliederung zu überzeugen, sie hat die Idee der beruflichen Integration auch allen EMEA-Managern präsentiert. Das Mutterhaus in Taiwan lege grossen Wert auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Entsprechend erhält das Engagement in der Schweiz breite Unterstützung.
«Der Erfolg lässt sich nicht in Zahlen messen. Einzig Zeit und Leidenschaft müssen wir investieren. Der Gewinn sind langjährige Mitarbeitende, die das gesamte Team mitziehen», zeigt Hildegard Haas den sozialen Mehrwert des Integrationsengagements auf. Der sechsmonatige Arbeitsversuch, bei dem die IV die Kosten trägt, biete eine gute Möglichkeit, um festzustellen, ob die neue Person ins Team passe oder nicht. Die Kosten der Einarbeitungszeit seien dadurch gedeckt. Doch des Geldes wegen Arbeitsversuche zu machen, sei zu kurzfristig gedacht. Die Nachhaltigkeit zeige sich an der Treue und Zufriedenheit der Mitarbeitenden.
Integration konkret bei der Acer Computer (Switzerland) AG
Die Acer Computer (Switzerland) AG beschäftigt 54 Mitarbeitende.
7 Neueinstellungen | |
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2017: Im Sommer beginnt eine Frau nach einem Autounfall die KV-Lehre bei Acer. | 2009: Mann, arbeitete in der Produktion von Kaffeemaschinen. Die stehende Tätigkeit war aufgrund starker Knieschmerzen nicht mehr möglich. Heute arbeitet er als IT-Techniker. |
2015: Mann, gelernter Maler, verlor bei einem Arbeitsunfall seinen rechten Arm. Ihm wurde eine Stelle im Lager geschaffen, bei der die Tätigkeit mit einer Hand ausgeführt werden kann. | 2007: Mann, gelernter Polier, hatte infolge eines Arbeitsunfalls Schmerzen in der Hand. Heute arbeitet er als IT-Techniker bei Acer. |
2013: Mann mit Handproblemen. Acer setzte sich für eine vierjährige Lehrstelle als IT-Supporter ein, und lehnte eine zweijährige Anlehre ab. Abschluss erfolgt im April 2017. |
2006: Frau mit Rückenproblemen. Arbeitete im Gastgewerbe und ist heute Sachbearbeiterin bei Acer. |
2011: Frau, infolge eines Arbeitsunfalls in der Lederproduktion starke Schmerzen in der Hand. Nach Arbeitsversuch in der Logistik arbeitet sie heute dank interner Förderung als Sachbearbeiterin. |