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IKEA AG
This-Priis: Der Arbeitgeber-Award: IKEA AG
This-Priis: Der Arbeitgeber-Award
Der This-Priis ist der Zürcher Arbeitgeber-Award. Er geht an Unternehmen, die sich für die Integration von Menschen mit gesundheitlichem Handicap engagieren.
IKEA AG (Preisträgerin 2018)
Vielfalt als Leitmotiv
Kein Wunder, sind noch Plätze frei. Wer mit der HR-Leiterin Tabea Rinn durch die IKEA-Filiale Dietlikon spaziert, hat nicht den Eindruck, die Mitarbeitenden brauchten an diesem Freitagabend eine Tiefenentspannung, wozu der Aushang beim Personaleingang einlädt. Wen Tabea Rinn auch anspricht, sie wird herzlich begrüsst, einmal gar umarmt. «Für dich tue ich doch alles», sagt eine Mitarbeiterin oben an der grossen Rolltreppe auf die Frage, ob sie sich filmen lassen würde. «Zusammenhalt ist ein zentraler Wert unserer Firmenkultur. Wir schätzen einander und unterstützen uns gegenseitig», sagt Tabea Rinn. «Wenn es unseren Mitarbeitenden gut geht, spüren das unsere Kundinnen und Kunden sofort.»
Das Wissen um die wechselseitige Beziehung zwischen Personal und Kundschaft prägt die Personalpolitik des Unternehmens. «Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen die gesamte Kundschaft widerspiegeln», sagt Ina Rhöös, Diversity Manager für alle Schweizer Standorte. «Teams mit unterschiedlichen Menschen sind kreativer und innovativer.» Je vielfältiger die Belegschaft zusammengesetzt sei, desto besser könne das Unternehmen auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden eingehen. Die Vision von IKEA sei, den Menschen zu Hause ein besseres Leben zu ermöglichen. Vor Ort beschäftigt sich Ina Rhöös auch mit ganz praktischen Fragen: Anders als in anderen Filialen arbeite in Dietlikon derzeit keine Person im Rollstuhl. Um trotzdem zu erfahren, was sich baulich und organisatorisch verbessern liesse, fragt sie regelmässig Kundinnen und Kunden mit Rollstuhl.
Gleiche Chancen für alle
Gleichberechtigung sei für die Firma ein Grundrecht, sagt auch Tabea Rinn. «Wir glauben fest daran, dass jeder Mensch ein Talent ist und uns mit seiner Einzigartigkeit besser macht.» Deshalb sei ein gesundheitliches Handicap im Bewerbungsprozess nicht unbedingt ein Nachteil. «Wir suchen Menschen, die zu unserer Firmenkultur passen, unsere Werte teilen und sich für Heimeinrichtung interessieren.» Ein Beispiel dafür ist der junge Mann, der über ein Einstiegsprogramm des Werkheims Uster zu IKEA gekommen ist, und im Sommer 2017 seine Logistikerlehre begonnen hat.
Ist die Einstellung von Mitarbeitenden mit Handicap ein höheres Risiko? «Nein», sagt Ina Rhöös. «Man muss sich aber bewusst sein, dass es am Anfang vielleicht ein wenig mehr Zeit braucht, damit die Eingliederung wirklich erfolgreich ist.» Personalleiterin Tabea Rinn schätzt dabei die SVA Zürich als kompetente Anlaufstelle. «Dort finden wir Rat und Unterstützung.»
Am meisten Erfahrung hat man in Dietlikon mit organisatorischen, baulichen und technischen Anpassungen, damit bisherige Mitarbeitende nach Unfall oder Erkrankung die Stelle nicht verlieren. In der Filiale arbeiten rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mehr als jede und jeder Dritte von ihnen schon seit über zehn Jahren. «In jeder Biografie gibt es Zeiten, in denen man voller Kraft ist, und Zeiten, in denen man mehr Zeit für sich braucht», so Tabea Rinn. Wer schwer erkrankt sei, solle sich nicht auch noch Sorgen um den Arbeitsplatz machen müssen. In Zusammenarbeit mit der Krebsliga habe man schon Workshops durchgeführt zum Thema «Wie kann ich meinen Kollegen unterstützen?». Die Filiale sei Montag bis Samstag jeweils zwölf Stunden geöffnet. «Deshalb sind wir sehr flexibel bei Therapieterminen.» Und nicht nur da: Ein Mitarbeiter mit einer psychischen Erkrankung habe auf Empfehlung des Job Coachs in die Frühschicht wechseln können, weil das besser für ihn sei.
Als verständnisvoller, sozialer Arbeitgeber haben wir bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Neue Lösungen zu suchen, hält fit und zahlt sich aus
Tabea Rinn sieht solche Herausforderungen als Chance für das Unternehmen. «Führungskräfte, die selber eine Krise erlebt haben, können besser führen.» Zu erleben, dass erkrankte Kollegen nicht im Stich gelassen würden, gebe allen Mitarbeitenden Vertrauen. Das stärke die Loyalität und werde auch ausserhalb des Unternehmens wahrgenommen. «Als verständnisvoller, sozialer Arbeitgeber haben wir bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.» Die HR-Leiterin freut sich auch über die Detailarbeit: Im Gespräch mit den betroffenen Mitarbeitenden sowie den Eingliederungsberatern und Job Coachs der SVA Zürich lasse sich immer eine Lösung finden, den Arbeitsplatz an die besonderen Bedürfnisse anzupassen. «Und was wir so zusammen entdecken, ist meistens für alle Mitarbeitenden besser.»
Als Beispiel nennt sie einen Mitarbeiter mit starker Sehbehinderung, der im vollautomatisierten Hochregallager arbeitet. Er brauchte im Wesentlichen zwei Anpassungen: Zum einen betreut er wenn immer möglich Bereiche mit Produkten, die er gut kennt und deren Artikelnummern grösser aufgedruckt sind, zum andern wurde sein Arbeitsplatz mit grösseren Bildschirmen bestückt. Sowohl die grösseren Bildschirme als auch die grösseren Artikelnummern haben sich für alle Mitarbeitenden als wesentlich angenehmer erwiesen. Und aIs das Unternehmen feststellte, dass hörbehinderte Mitarbeitende einen Feueralarm unter Umständen nicht wahrnehmen könnten, wurde entschieden, Betroffene mit Pagern auszurüsten, die im Ernstfall vibrieren. In einem weiteren Fall habe sich gezeigt, dass Hinweise und Erklärungen mit Bildern nicht nur für Mitarbeitende mit Leseschwäche von Vorteil seien.
Hohe Mitarbeiterzufriedenheit
Die Tiefenentspannung hat dann mit guter Besetzung stattgefunden. Solche Angebote sind fester Teil der Gesundheitsprävention im Unternehmen. Die Filiale habe bei der Mitarbeiterzufriedenheit hohe Werte erreicht, freut sich Tabea Rinn. Am folgenden Abend ging übrigens der grosse Winterball über die Bühne. Krönender Abschluss war die Ernennung der Ballkönigin und des Ballkönigs.
Integration konkret bei der IKEA AG
Die IKEA Dietlikon AG beschäftigt 350 Mitarbeitende.
1 Neueinstellung | Diverse Arbeitsplatzerhalte (nachstehend eine Auswahl) |
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2017: Mann, leichte Lernschwäche, beginnt Lehre. | 2017: Mann, starke Sehbehinderung, erhält grössere Computer-Bildschirme, Anpassungen am Einsatzplan. |
Mann, Krebserkrankung, reduziert das Arbeitspensum dauerhaft. | |
Mann, Handwerker mit Rückenproblemen wechselt in eine Abteilung mit Planungsaufgaben. | |
Mann, nach längerer psychischer Erkrankung mit Unterstützung durch Job Coach Rückkehr mit reduziertem Pensum. | |
Frau, körperliche Erkrankung, seit einigen Monaten zu 50 Prozent krankgeschrieben, Einsatzplan mit leichteren Tätigkeiten. | |
Mann, Führungsfunktion, körperliche Erkrankung, reduziert zeitweise das Arbeitspensum. | |
Mann, körperliche Erkrankung, teilt sein 80-Prozent-Pensum auf 5 bis 6 Tage auf, da ihn kürzere Schichten weniger belasten. |