Integration im Grossformat

Zurich Schweiz (Finalistin 2023)

Modern, offen, innovativ: Zurich, der grösste Schweizer Versicherungs­konzern, ist eine vorbildliche Arbeit­geberin. Soziales Engagement ist Teil der Unternehmens­strategie, Diversität und Inklusion sind fest in den Grundsätzen verankert. Um diesem Versprechen nachzukommen, hat die Zurich ein Programm etabliert, das Personen nach einem Unfall oder einer Krankheit die Chance auf den beruflichen Wieder­einstieg bietet. Initiiert wurde das Eingliederungs-Engagement von einem Mitarbeitenden. Elia Spinas ist Head of Customer Care der Zurich Schweiz, der Schweizer Geschäfts­einheit des Konzerns. In seiner ersten Führungs­position kam er vor einigen Jahren das erste Mal mit dem Thema Arbeits­integration in Berührung. 

Ein Case Manager suchte für eine junge Frau einen Ausbildungsplatz. Sie hatte während ihrer Lehre einen schweren Verkehrs­unfall und war seither gesund­heitlich stark beeinträchtigt. Elia Spinas willigte ein, die Frau in seinem Team aufzunehmen. «Ich habe schnell gemerkt, dass wir damit alle gewinnen: Sie, aber insbesondere auch das Team sowie ich als Führungs­kraft», erzählt er. Die Frau konnte ihre Lehre abschliessen und arbeitet seither fest­angestellt bei der Zurich. Diese Erfolgs­geschichte beeindruckte Elia Spinas nachhaltig – und markierte den Beginn seines Engagements für Menschen mit einem Handicap.

Eine Idee mit Zukunft

Es folgten weitere Integrationen, doch der administrative Aufwand war gross und unberechenbar. «Die Verhandlungen mit Case Managern und der SVA Zürich über Länge und Art der Anstellung machten die Eingliederungen kompliziert», erinnert sich Elia Spinas. Von der Sache blieb er überzeugt – und ging deshalb aktiv auf die SVA Zürich zu. Seine Idee: Eine schriftliche Vereinbarung treffen, in der die Zusammen­arbeit klar geregelt ist. «Für mich war klar», sagt Elia Spinas, «wenn wir unser Engagement gross aufziehen wollen, braucht es Struktur.»  

Zwei Stellenprofile wurden definiert – eines mit Kundenkontakt und eines im Back-Office. Diese sind nun konstant bei der Personalvermittlung der SVA Zürich ausgeschrieben. Darauf passende Dossiers werden von der SVA Zürich vorselektioniert, bevor sie auf Elia Spinas’ Tisch landen. Die Dauer des Arbeits­versuchs – einer Art Probezeit, in der sich weder die Person noch die Zurich zu etwas verpflichten – ist fix auf sechs Monate festgesetzt. Wie auch der Zeitpunkt, an dem über eine anschliessende Fest­anstellung entschieden wird. Die klaren Rahmen­bedingungen sparen Zeit und machen die Eingliederungen für das Unter­nehmen auch aus administrativer Sicht attraktiv. 

Es beginnt in den Köpfen  

Seit Januar 2022 konnten 17 Personen einen Arbeitsversuch bei der Zurich antreten. Neun Festanstellungen sind bisher daraus hervorgegangen – Tendenz steigend. Die tolle Quote sei für alle Beteiligten ein Gewinn. «Für die Person, aber auch für uns als Unternehmen», sagt Elia Spinas. Da die Personen teilweise aus völlig anderen Branchen stammen, gewinnen die Teams laufend neue Kompetenzen. Sie machen bereichernde Erfahrungen, vor allem in Bezug auf das physische, soziale und mentale Wohlbefinden. «Zudem», so Elia Spinas, «erkennen meine Teamleiterinnen und Teamleiter sowie ich selber noch besser, wenn es bei jemandem in die falsche Richtung läuft.»

Strukturell und finanziell hat ein Unternehmen wie die Zurich alles, um Eingliederungen zu ermöglichen. «Die grösste Herausforderung liegt in der Kommunikation», sagt Elia Spinas. Dies zeigt der Fall einer Frau mit einer Sehbehinderung. Um arbeiten zu können, braucht sie einen speziellen Bildschirm, ein Vergrösserungsgerät zum Scannen von Dokumenten und eine Software, die Schrift um ein x-faches vergrössert. «Das hat unser Unternehmen vor spannende Heraus­forderungen gestellt», erzählt Elia Spinas. Bis das richtige Equipment besorgt und bewilligt war, vergingen vier Monate. «Ich musste verschiedensten im IT-Prozess involvierten Kolleginnen und Kollegen im In- und Ausland erklären, weshalb wir diese spezielle Hard- und Software brauchen.» Die Bemühungen zahlten sich aus. Inzwischen ist die Frau zu 100% integriert und macht einen super Job. Die Zusammenarbeit mit der SVA  Zürich hilft dem Unternehmen, agiler darin zu werden, auf spezielle Bedürfnisse von Mitarbeitenden einzugehen.

Elia Spinas’ Initiative wurde von Beginn an von höchster Stelle unterstützt. «Wir animieren unsere Mitarbeitenden, Eigen­initiative zu entwickeln», sagt Robert Gremli, Geschäftsleitungs­mitglied und Head of Brokers & Partnerships der Zurich Schweiz. «Menschen mit einem Handicap zu integrieren hilft uns, die Augen dafür zu öffnen, dass nicht alle gleich viel Glück im Leben haben – gerade in einem so leistungs­getriebenen Umfeld wie unserem.» Der positive Effekt, den die Eingliederungen auf das Unter­nehmen haben, ist für ihn offensichtlich: «Die Mitarbeitenden, die mit diesen Personen zusammen­arbeiten, sind hell begeistert und extrem engagiert», sagt Robert Gremli. Die Zurich will die Eingliederungen deshalb weiter ausweiten. Andere Geschäfts­bereiche haben bereits Interesse angemeldet. Wie Elia Spinas haben auch sie erkannt: «Wir alle können nur gewinnen.»