Sprunglinks
Zoo Zürich AG
This-Priis: Der Arbeitgeber-Award: Zoo Zürich AG
This-Priis: Der Arbeitgeber-Award
Der This-Priis ist der Zürcher Arbeitgeber-Award. Er geht an Unternehmen, die sich für die Integration von Menschen mit gesundheitlichem Handicap engagieren.
Passion für Mensch und Tier
Zoo Zürich AG (Finalistin 2022)
Die Masoala-Halle ist eine Welt für sich. Flughund, Chamäleon, Tomatenfrosch und rund vierzig weitere Tierarten leben im Mini-Regenwald-Ökosystem, das dem Dschungel der madagassischen Halbinsel Masoala nachempfunden wurde. Die Berufe der Menschen, die im Zoo Zürich arbeiten, sind fast so vielfältig wie die Tierwelt. Elena Müller, seit bald sechs Jahren Personalleiterin des Zoos, sagt: «Der Betrieb des Masoala Regenwalds zeigt exemplarisch, was für ein diverses Unternehmen wir sind. Vom Tierpfleger über den Koch bis zur Shop-Verkäuferin; diese Vielfältigkeit an Berufen findet man nicht oft unter einem Dach.»
Der Zoo ist auf die Unterstützung der Öffentlichkeit angewiesen, neue Anlagen und Naturschutzprojekte werden mittels Spenden finanziert. «Darum ist es für uns selbstverständlich», sagt Müller, «der Gesellschaft etwas zurückzugeben und Menschen zu unterstützen, die kurzzeitig einen Gang zurückschalten mussten.» Sie macht seit rund vier Jahren Arbeitsversuche mit Personen mit einer gesundheitlichen Einschränkung. Es sind Menschen, die etwa durch eine Erschöpfungsdepression arbeitsunfähig geworden sind, die Müller und ihr Team auf dem Weg zurück ins Berufsleben begleiten.
Jobcoaches der SVA Zürich helfen
Als meistbesuchte Bildungs- und Freizeiteinrichtung der Schweiz hat der Zoo Zürich ambitionierte Zukunftspläne. Er will sich als Zentrum für Natur- und Artenschutz weiterentwickeln, das bei seinen Besucherinnen und Besuchern ein Bewusstsein für bedrohte Tierarten und Lebensräume schafft. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter ist aktiv daran beteiligt, den Zoo zu gestalten. Zoodirektor Severin Dressen erläutert: «Der Zoo hat das Privileg, dass die Menschen, die hier arbeiten, eine unglaubliche Passion dafür haben. Sie sollen diese Passion und ihre eigene Kreativität nutzen können, um unser gesamtes Unternehmen voranzubringen.» Flache Hierarchien, Offenheit und ein kollegiales Miteinander gehören zur DNA des Unternehmens. Das zeigt sich nicht nur darin, dass bis zum Direktor alle per du sind.
Man muss auch loslassen können, wenn die Person wieder Selbstvertrauen gewinnt.
Auch HR-Leiterin Elena Müller diskutiert immer im Team, ob die Ressourcen vorhanden sind, sich seriös auf einen Arbeitsversuch einzulassen. Denn ein solches Engagement bedürfe einer engmaschigen Begleitung und brauche Zeit. «Die Personen bringen Erfahrungen mit, die dazu geführt haben, dass sie aus dem Arbeitsmarkt ausgetreten sind», sagt sie. «Sie sind teils verunsichert und ihre Konzentration ist eingeschränkt.» Elena Müller zeigt viel Einfühlungsvermögen und Verständnis. Ihr ist es wichtig, dass die Person offen über ihre Bedürfnisse sprechen kann. Auch die regelmässigen Gespräche mit den Jobcoaches der SVA Zürich helfen, herauszufinden, was der Person zugemutet und wann die Arbeitslast gesteigert werden kann. «Auch wenn man jemanden eng begleitet hat», sagt sie, «man muss auch loslassen können, wenn die Person wieder selbständig wird und Selbstvertrauen gewinnt.»
Der Gesellschaft etwas zurückgeben
Begonnen hat das Engagement des Zoo Zürich, weil die Personalleiterin immer wieder Anfragen von Institutionen auf dem Tisch hatte, die Arbeitgebende für Arbeitsversuche suchten. Einmal wollte jemand, der aus einer Bürotätigkeit kam, explizit in der Tierpflege arbeiten, wie Müller erzählt. Nach einem erfolgreichen Arbeitsversuch konnte er festangestellt beim Zoo bleiben und absolviert nun eine Quereinsteiger-Weiterbildung zum Tierpfleger. Eingliederungen im Tierbereich seien jedoch aufgrund der strengen Sicherheitsvorkehrungen generell eher schwierig und daher eine Ausnahme. Im kaufmännischen Bereich, der Kommunikation sowie den Gastronomiebetrieben des Zoos können Menschen mit einem Handicap einfacher in den Arbeitsalltag integriert werden.
Die Eingliederungen sind auch für Direktor Severin Dressen von grosser Bedeutung: «Ohne die Gesellschaft kann ein Zoo nicht existieren», sagt er. «Wir spüren einen enormen Rückhalt in der Bevölkerung. Da ist es für uns zentral, dass wir etwas zurückgeben können.» Das Engagement des Zoo Zürich geht über das Übliche hinaus. Das Unternehmen ist ein beliebter Arbeitgeber mit attraktiven Bedingungen. Die Fluktuationsrate unter den Angestellten ist gering. Deshalb unterstützen Elena Müller und ihr Team die Person im Arbeitsversuch bei der Stellensuche ausserhalb des Unternehmens. Sie helfen beim Inserate-Suchen, Bewerbungsschreiben-Verfassen und machen Gesprächs-Simulationen, damit die Person möglich gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. Ein Zeugnis von einer bekannten Institution wie dem Zoo Zürich öffnet den Betroffenen Türen, die sonst womöglich verschlossen blieben.
Mit Geduld und Empathie eingliedern
Eine Wiedereingliederung funktioniere allerdings nur, wenn der Wille da sei, wieder in den Arbeitsmarkt zurückzukehren, sagt Elena Müller. «Die Person muss den Arbeitsversuch als Chance sehen, um herauszufinden, wie die eigene Leistungsfähigkeit ist.» Auf der anderen Seite müsse die Arbeitgeberin die Person mit Geduld und Empathie langsam wieder ans Arbeiten heranführen – und nicht die volle Leistung erwarten. «Es braucht sicherlich mehr Zeit und Ressourcen, aber», sagt sie, «es macht Freude, zu sehen, wie sich jemand entwickelt.» Elena Müllers Engagement kommt von Herzen. Geschichten, wie jene von einem jungen Mann, den sie während eines Arbeitsversuchs besonders intensiv begleitet hat, berühren sie persönlich. «Dieser junge Mensch war so reflektiert und wollte unbedingt», erzählt sie. «Aber schlussendlich musste er einsehen, dass er zu sehr eingeschränkt ist, um im ersten Arbeitsmarkt bestehen zu können.» Es ist ihr bisher einziger Fall, der nicht in einer erfolgreichen Wiedereingliederung endete.
Zoodirektor Severin Dressen ist dennoch überzeugt, dass ein solches Engagement für alle Sinn macht. Jedes Unternehmen, auch ein rein kommerziell betriebenes, sei darauf angewiesen, dass es von der Gesellschaft mitgetragen werde. Darum sollten auch alle etwas zurückgeben, sagt er. «Es ist ein Gewinn für jeden Betrieb, wenn jemand Neues kommt, neuen Input bringt, und vielleicht ganz anders auf die Dinge schaut. Davon kann man nie genug haben.»
Integration konkret bei der Zoo Zürich AG:
Der Zoo Zürich beschäftigt je nach Saison bis zu 450 Mitarbeitende. Er bietet hauptsächlich Arbeitsversuche an für Personen, die nach einer Arbeitsunfähigkeit wieder erste Schritte im Arbeitsmarkt machen möchten. Das HR-Team unterstützt sie während des Arbeitsversuchs bei der Suche einer Stelle ausserhalb des Unternehmens. Bisher waren es rund zehn Personen, denen der Zoo Zürich so wieder auf den Weg geholfen hat.
Neueinstellungen: 2 |
---|
2020: Ein Mitarbeiter im Gastro-Bereich wurde nach einem Arbeitsversuch in eine Festanstellung übernommen. |
2019: Nach einem Arbeitsversuch im Tierbereich konnte ein Mann die Quereinsteiger-Ausbildung zum Tierpfleger absolvieren und ist heute zu 100% festangestellt. |