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Meier-Zosso Planungs AG
This-Priis: Der Arbeitgeber-Award: Meier-Zosso Planungs AG
This-Priis: Der Arbeitgeber-Award
Der This-Priis ist der Zürcher Arbeitgeber-Award. Er geht an Unternehmen, die sich für die Integration von Menschen mit gesundheitlichem Handicap engagieren.
Integration nach Mass
Meier-Zosso Planungs AG (Finalistin 2024)
Wer den Besprechungsraum betritt, kann sich wundern: Gehört dieser mehrteilige Behandlungsstuhl da hinten nicht eher in eine Zahnarzt-Praxis? Romeo Corbanese, Mitinhaber der Meier-Zosso Planungs AG, schmunzelt und klärt auf: «Wir können keine Diagnose stellen. Aber wir können auf den Zentimeter genau sagen, welcher Behandlungsstuhl, welches Regal wo stehen und angebracht sein muss, damit die Abläufe passen.» Und das führen sie den Verantwortlichen aus Arztpraxen oder Kliniken hier in Schwerzenbach am realen Objekt vor. Auch Fenster, Stühle, Konferenztische, Glastüren, Bilder an den Wänden, Fussbodenbeläge, Schranktüren, Beleuchtungen erfüllen einen Vorführzweck – die 21 Angestellten arbeiten in einem begehbaren Katalog. Für einen von ihnen war genau das eine massive Herausforderung.
Trotz Angststörung auf die Baustelle
Wer die Geschichte des technischen Zeichners Marcel* hört, kann sich gleich ein zweites Mal wundern: Die Meier-Zosso AG müsste nicht jemanden anstellen, der unter einer Angststörung leidet. Der jeglichen Sozialkontakt meidet, weil ihm schon der Gedanke an eine Begegnung den Schweiss aus den Poren treibt. Das Geschäft lebt ja vom Austausch mit den Kundinnen und Kunden, die etwa ihre radiologische Gemeinschaftspraxis umgestalten, eine kieferorthopädische Klinik erweitern oder die Gynäkologie renovieren wollen. Bei einem Volumen von rund 100 Aufträgen pro Jahr besichtigen dementsprechend häufig neugierige Fachdelegationen die 500 m² grossen Räumlichkeiten.
Marcel* ertrug es anfangs nicht einmal, allein in einem abschliessbaren Einzelbüro zu arbeiten – aus Angst, es könnte doch jemand hereinkommen. Aus Angst vor der Angst waren auch Teambesprechungen undenkbar. Doch Heimarbeit und flexible Arbeitszeiten liessen Vertrauen wachsen, die Angst wurde schwächer. Markus Schmid, Inhaber der Meier-Zosso Schreinerei, erinnert sich noch, wie es ihm gelang, Marcel* dazu zu bewegen, auf eine Baustelle mitzukommen. «Du bist der einzige», versicherte er ihm, «der sich da auskennt.» Und Marcel* kam mit.
Fähigkeit zur Einfühlsamkeit
Romeo Corbanese erklärt: «Meier-Zosso hat ein Herz für Menschen mit Handicap». Schon aus dem Grund, weil man permanent für Leute plane, die anderen helfen. Man müsse sich einfühlen können in einen Menschen, der beim Zahnarzt schon im Warteraum den Bohrer sirren hört. «Dem geht doch der Puls hoch», sagt Corbanese, «und der muss runter.» Natürlich würden sie aus dem Wartezimmer «kein Arvenstübli» machen. «Aber die Patienten sollen sich in unserer Architektur so wohl fühlen wie möglich.» Von der Fähigkeit zur Einfühlsamkeit profitieren auch die eigenen Leute: Höhenverstellbare Schreibtische gehören hier ebenso zum Inventar wie ergonomische Stühle.
Die Meier-Zosso Schreinerei, aus der 2007 die Meier-Zosso Planungs AG hervorging, stellt schon seit ihrer Gründung vor über 30 Jahren Menschen mit Einschränkungen ein. Ein taubstummer Mitarbeiter war von Beginn an bis zu seiner Pensionierung als Fahrer tätig; zum 35-köpfigen Team gehört auch ein gehörloser Schreiner und ein Mann mit Neigung zur Epilepsie. Markus Schmid ist selbst als Schreiner in den Betrieb eingestiegen, er hat selbst einen Hörschaden.
Integration seit 2019
Seine Lebenseinstellung formuliert Schmid so: «Ich bin ein Gegner davon, den Leuten nur Geld in die Hand zu drücken. Sie zu integrieren, bringt der Gesellschaft mehr.» Romeo Corbanese ergänzt: «Wir setzen die Leute ein, wo sie ihre Stärken haben und dem Betrieb etwas bringen. So müssen sie nicht auf Kosten der Sozialversicherung durchs Leben gehen.» Er wisse, was es für Menschen bedeute, auf Hilfe angewiesen zu sein: Sein Vater war in den 1970er aus Italien eingewandert, arbeitete auf dem Bau und wurde nach zwei schweren Unfällen wegen eines schiefen Beins zu 70 Prozent invalide. IV zu beziehen, sei für ihn aber nicht in Frage gekommen.
Seit 2019 integriert die Meier-Zosso Planungs AG nun schon kontinuierlich Menschen mit Handicap. Zuletzt vermittelte eine Eingliederungsberaterin der SVA Zürich Ines* für einen Arbeitsversuch. Die Innenarchitektin hatte sich in einem Zürcher Architekten-Büro durch permanente Wochenendarbeiten und unfreiwillige Nachtschichten in einen Burnout geschuftet, eine Autoimmun-Krankheit und schliesslich eine Depression entwickelt. Zweieinhalb Jahre lang konnte sie nicht mehr arbeiten. Ihr Selbstwertgefühl sei zerstört gewesen. «Mein Gott, IV-Fall, wie tönt denn das?»
Meier-Zosso hat ein Herz für Menschen mit Handicap.
Angekommen in der Normalität
Doch die Eingliederungsberaterin der SVA Zürich habe ihr die Sorge nehmen können und sie nach regelmässigen Gesprächen Anfang 2023 in einen Arbeitsversuch mit 30 Prozent zur Meier-Zosso Planungs AG vermittelt. Nach einem halben Jahr war Ines* fest angestellt. Inzwischen liegt ihr Arbeitspensum bei 80 Prozent. Noch sind hin und wieder Arztbesuche nötig, doch Romeo Corbanese sagt: «Wir versuchen ihr die Arbeit so zu übergeben, dass sie für sie bewältigbar ist. Wir sind noch vorsichtig.» Ines* sagt: «Hier ist es so menschlich, ich fühle mich angekommen – zurück in der Normalität.»
*Name von der Redaktion geändert
Integration konkret bei der Meier-Zosso Planungs AG
Die Meier-Zosso Planungs AG in Schwerzenbach integriert seit ihrer Gründung im Jahr 2007 Menschen mit einer gesundheitlichen Einschränkung. Sie hat dieses Engagement von der Schreinerei Meier-Zosso übernommen, aus der sie hervorgegangen ist. Die Schreinerei Meier-Zosso integriert seit über 40 Jahren.
Nicht nur die Integration von Menschen mit Handicap liegt dem Unternehmen am Herzen, sondern auch die Ausbildung von Lehrlingen. Jedes Jahr werden zwei bis drei Lehrstellen vergeben. Das Besondere dabei: Auch Jugendliche mit weniger guten Noten oder Sprachschwierigkeiten erhalten eine Chance.
Neueinstellungen | Arbeitsplatzerhalt | Arbeitsversuche |
Das Unternehmen hat in der Vergangenheit bereits mehrere Menschen erfolgreich integriert. So war zum Beispiel eine taubstumme Person von Anfang an bis zu ihrer Pensionierung als Chauffeur tätig. Das jüngste Beispiel stammt aus dem vergangenen Jahr: Nach Burnout und Depressionen konnte im August eine Person im Innenausbau mit einem Pensum von 80 Prozent fest angestellt werden. |
Einem Mitarbeiter mit einer Angststörung war es nicht mehr möglich, an Meetings teilzunehmen oder mit Kunden in direktem Kontakt zu sein. Mit Homeoffice und flexiblen Arbeitszeiten konnte eine gesundheitliche Verbesserung erreicht und der Arbeitsplatz erhalten werden. |
Das Unternehmen führt regelmässig Arbeitsversuche mit einer Dauer von bis zu einem halben Jahr durch. Ist er erfolgreich, folgt in vielen Fällen eine Festanstellung. So war es auch beim letzten Versuch im 2023. Grundsätzlich seien die Türen für jeden offen. |