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Bertschi Bäckerei zum Brotkorb AG
This-Priis: Der Arbeitgeber-Award: Bertschi Bäckerei zum Brotkorb AG
This-Priis: Der Arbeitgeber-Award
Der This-Priis ist der Zürcher Arbeitgeber-Award. Er geht an Unternehmen, die sich für die Integration von Menschen mit gesundheitlichem Handicap engagieren.
Der «Spirit von Bertschi»
Bertschi Bäckerei zum Brotkorb AG (Finalistin 2024)
Zwischen Backöfen und frisch befüllten Brotwagen stehen mehlbedeckte Arbeitstische. Bertschi Mitarbeiter aus nahezu 30 Nationen formen und backen hier Brote, Brötchen, Gipfeli und Süssgebäck. Sie sind für Hotels, Gastronomiebetriebe, Spitäler, Alterszentren, den nahen Flughafen und verschiedene Detailhändler bestimmt. Das Besondere: Bei der Bertschi Bäckerei zum Brotkorb AG, haben sieben Menschen mit einer gesundheitlichen Einschränkung einen regulären Arbeitsvertrag. «Als Unternehmen mit einer multikulturellen Belegschaft sind wir seit jeher sehr divers», sagt Mitinhaber und Geschäftsführer Markus Brantner. «Unser Integrations-Engagement macht uns noch ein bisschen diverser.» Das tue dem familiär geführten Unternehmen gut, ist er überzeugt. Der «Spirit von Bertschi» sei damit noch stärker geworden.
Integrationsengagement «nur logisch»
«Dass ein Unternehmen schwarze Zahlen schreiben muss, ist jedem klar», sagt Markus Brantner. «Aber wir pressen die Zitrone nicht dreimal aus.» Ein Beispiel: In den COVID-Jahren brach der Umsatz des Unternehmens signifikant ein. «Das war eine extrem schwere Zeit», erinnert er sich. Dennoch waren sich die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat einig Geduld zu haben, langfristig zu denken und keine Mitarbeitenden zu entlassen.
«Unsere Mitarbeitenden liegen mir sehr am Herzen», betont Markus Brantner mehrmals. Er sei mit ihnen gross geworden. Die Geschichte dahinter: Brantner heuert 2005 selbst als Bäcker bei Bertschi an und erklimmt Schritt für Schritt die Karriereleiter. Im Jahr 2019 übernimmt die Zürcher Unternehmerfamilie Bechtler den Mehrheitsbesitz. Markus Brantner beteiligt sich und wird ein Jahr später Geschäftsführer. Die Vision, das Unternehmen unabhängig zu halten und «wie eine Familie» zu führen, übernimmt er.
Echte Nachhaltigkeit bezieht auch die Menschen mit ein.
Den Entschluss, Menschen mit gesundheitlicher Einschränkung einzustellen, fasste Markus Brantner unmittelbar nach der Übernahme der Geschäftsführung. Seit 2016 führt das Unternehmen jedes Jahr eine neue Nachhaltigkeitsmassnahme ein. So hat Bertschi konsequent auf Strom aus erneuerbaren Quellen umgestellt, Alternativen zu Palmöl, Gelatine und Käfigeiern eingeführt und setzt beim Getreide ganz auf IP-Suisse. Nachhaltigkeit muss aber auch die Menschen mit einbeziehen, ist Brantner überzeugt. Integration als nächster Schritt war für ihn deshalb «nur logisch».
Im Team wissen alle, worum es geht
2023 hat Bertschi zwei Menschen mit Handicap eingestellt. Einer von ihnen ist Roger*. Er arbeitet in der Tag-Spedition. Gebackene oder vorgebackene Produkte wie Hot Dogs oder Frischback-Gipfeli erhalten hier ihr Finish, werden verpackt, etikettiert und teilweise tiefgefroren. Nach einem erfolgreichen Arbeitsversuch im vergangenen Jahr hat Roger hier seit Januar 2023 eine Festanstellung im ersten Arbeitsmarkt. Zum ersten Mal seit mehreren Jahren.
«Roger lacht viel und bringt viel Lebensfreude in die Abteilung», sagt Geschäftsführer Markus Brantner. Dabei sei seine Geschichte alles andere als lustig. Roger war Bodenleger. Dann verursachte ein Bandscheibenvorfall erst Lähmungen, dann chronische Schmerzen. Roger konnte nicht mehr arbeiten, wurde langzeitarbeitslos und entwickelte Depressionen. «Ihn heute so zu erleben, erfüllt mich mit Freude», sagt Markus Brantner. «Roger ist immer noch nicht schmerzfrei», ergänzt er. «Doch im Team wissen alle, wo seine Grenzen sind. Das hat Platz.»
Stolz darauf, was wir zusammen erreichen
«Bei den Arbeitsversuchen arbeiten wir eng mit der Stiftung Wisli in Bülach zusammen», erklärt Christian Mack, Produktionsmanager bei Bertschi. Er hat das Integrations-Engagement seines Chefs sofort unterstützt. Der Ablauf ist unkompliziert und immer gleich. «Ein Job Coach der Stiftung ruft an, wenn sie jemanden haben, der wahrscheinlich gut zu uns passt.» Bertschi ist vielfältig und bietet Aufgaben von einfach bis anspruchsvoll. «Da finden wir fast immer ein Plätzli», sagt Christian Mack. «Wir sagen selten Nein.» Den Arbeitsversuch finanziert die SVA Zürich. «Gelingt er, stellen wir die Person ein», sagt Mack. «Alle Mitarbeitenden, die wir so gefunden haben, sind tolle Kolleginnen und Kollegen, die sehr geschätzt werden.»
Das Integrations-Engagement ist schnell ein fester Bestandteil der Bertschi-Kultur geworden. Die Mitarbeitenden seien stolz darauf, was wir zusammen erreichen, sagt Markus Brantner. Einmal habe er in der Betriebskantine einen Mitarbeitenden getroffen, der vor einigen Monaten bei Bertschi integriert wurde. Wie Markus wusste, hatte er Ferien. Er habe seine neuen Kolleginnen und Kollegen vermisst, erklärte der Mitarbeitende dem Geschäftsleiter. Markus Brantner lacht und sagt: «Solche Momente zeigen mir, dass ich das Richtige tue. Für mich ist klar: Unser Engagement steht erst am Anfang.»
*Name von der Redaktion geändert
Integration konkret bei der Bertschi Bäckerei zum Brotkorb AG
An den beiden Standorten der Bertschi Bäckerei zum Brotkorb AG in Kloten und Niederglatt arbeiten rund 400 Personen aus 30 Nationen. Trotz seiner Grösse setzt das Unternehmen bewusst auf Nachhaltigkeit, Diversität und Integration. Seit Ende 2021 integriert die Bäckerei Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen. In der Filiale in Kloten arbeiten sieben Personen mit einer Beeinträchtigung.
Neueinstellungen | Arbeitsplatzerhalt | Arbeitsversuche |
Ein Mitarbeitender mit einer neurologischen Entwicklungsstörung wurde nach einem erfolgreichen Arbeitsversuch fest angestellt. Dank einer auf ihn angepassten Arbeitssituation kann er seine überdurchschnittlichen analytischen Fähigkeiten optimal einsetzen. | Stellt sich beispielsweise heraus, dass eine Tätigkeit für eine Person körperlich zu anstrengend ist, wird im Betrieb nach geeigneten Lösungen gesucht. Häufig wird die Person in einem anderen Bereich eingesetzt, der körperlich weniger anstrengend ist. | Die Bäckerei bietet in Zusammenarbeit mit einer Integrationspartnerin der SVA Zürich Arbeitsversuche mit der Aussicht auf eine Festanstellung an. Der Betrieb ist offen für Schnuppereinsätze von maximal fünf Tagen – auch für junge Erwachsene oder Flüchtlinge. Sowohl bei Schnupperlehren als auch bei Arbeitsversuchen nimmt sich das Unternehmen viel Zeit für die Teilnehmenden. Es wurden bisher noch nie Teilnehmende abgewiesen. |