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Cosanum AG
This-Priis: Der Arbeitgeber-Award: Cosanum AG
This-Priis: Der Arbeitgeber-Award
Der This-Priis ist der Zürcher Arbeitgeber-Award. Er geht an Unternehmen, die sich für die Integration von Menschen mit gesundheitlichem Handicap engagieren.

Violettes Glück
Cosanum AG (Finalist 2025)
Die Firmenwelt der Familie Schefer ist violett. Im Gebäude der Cosanum AG in Schlieren ziert diese Farbe in verschiedensten Tönungen Wände, Deckenelemente, Mobiliar. Die Mitarbeitenden in der Logistik-Halle, die auf Gabelstaplern Spital-Material aus haushohen Regalen zur Auslieferung manövrieren, tragen violette Shirts. Und wenn die Fachkräfte in der Verwaltung Aufträge aus der gesamten Schweiz bearbeiten, starten sie auf einer Homepage in – violett. Für die 130 Mitarbeitenden, das «team violett», ist die Farbe ein Versprechen, verbunden mit dem Claim: «Hier kannst du sein, wie du bist». Das gilt für alle, explizit auch für Mitarbeitende mit Einschränkungen. Bruno Schefer, «Delegate of Family Board», nennt sie auf gut violettdeutsch: «Menschen mit besonderem Potenzial.»
Das Glück der «HappyCosaMembers»
Gemeinsam mit seinem Sohn, Bruder und Neffen hat der 72-Jährige eine Firmenkultur entwickelt, die Menschlichkeit im Team, Werteorientierung und Nachhaltigkeit im sozialen Sinne genauso gross schreibt wie Kundenorientierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit im ökonomisch-ökologischen Sinne. Auf die gesunde Balance sind sie stolz – und zeigen das: Die Mitarbeitenden heissen «Happy cosaMembers», die Kunden «Happy Customers». Und Glück, das macht ein Besuch am Standort in Schlieren schnell klar, ist hier weit mehr als eine wohltönende Marketingfloskel.
Die Kunden aus Spitälern und Pflege-Einrichtungen sind dankbar für entlastende Logistik-Lösungen. Bestseller sind zwei eigene Innovationen: Das cosaFlow®, ein System aus smarter Waage und Regal, bestellt Verbrauchsmaterial oder Pflegeprodukte automatisch und rechtzeitig bei Cosanum, so dass sich das Pflegepersonal nicht um die Bestellung, sondern um seine Kernaufgaben kümmern kann. Und der Rollcontainer cosaOP Logistics macht den Operations- oder Pflege-Teams die jeweiligen OP-Materialien und OP-Sets und schnell verfügbar. Dem gegenüber stehen zwei soziale Innovationen für junge Menschen: Das Programm «Human Circularity» und das Eingliederungs- und Trainingsprogramm für die Lernenden, die «Happy cosaYoungsters».

Spezial-Konzept zur Integration Jugendlicher
«Human Circularity», auf Deutsch «Menschlicher Kreislauf», bedeutet, dass junge Menschen mit besonderem Potenzial besondere Beachtung erfahren: Für ein Training bei der Arbeit kommen pensionierte Fachleute ins Haus, die sich für dieses Projekt begeistert haben. Das Eingliederungsprogramm wiederum sieht vor, dass pro Jahr zwei Lernende für Lagerlogistik und KV ausgebildet werden und dazu jeweils ein weiterer junger Mensch mit besonderem Potenzial – zum selben Tarif. Psychische oder andere Einschränkungen erscheinen in violettem Licht eben nicht als Makel.
Youngster wie beispielsweise Marcel* werden dem Team vorgestellt, ohne sie zu labeln. Dass er zunächst recht scheu wirkte, sich stumm in die Arbeit vertiefte, musste niemand unbedingt als Autismus deuten. Es wurde von dem 17-Jährigen auch nicht erwartet, dass er darüber spricht. Doch schon bald steckte Marcel dem stets ansprechbaren Bruno einen Zettel zu. Auf dem stand, dass er schon gerne mit den anderen sprechen würde. Inzwischen hört man Marcel in den Pausen in seinem Team lachen und scherzen. Bruno Schefer hat einen Blick dafür, wenn es jemandem nicht gut geht. Er fragt dann vorsichtig nach. Und handelt. Wie einst im Fall des nicht so glücklichen cosaMembers in finanzieller Not. Ein Gespräch unter vier Augen, und der «Headcoach» gab dem Mitarbeiter ein zinsloses Darlehen. Im Vertrauen, das Geld in vier, fünf Jahren zurückzubekommen.

Auch Tinas* Geschichte kennt nicht jeder hier. Man sieht es der KV-Lernenden auch nicht an, dass sie schon als Kind stark gemobbt wurde, wie sie in einer Arbeitspause erzählt. Auch nicht, dass sie ADHS diagnostiziert bekam, mit 13 wegen einer Depression ein Vierteljahr stationär behandelt und danach auf Vermittlung eines IV-Integrationspartners der SVA Zürich Teil von «team violett» wurde. Im Bewerbungsgespräch nahm sie freundliche Blicke und herzliche Menschen wahr. Dann die Cosanum-Standard-Frage: «Bist du ein glücklicher, ein dankbarer Mensch, so im Innersten?» Mit fester Stimme wiederholt Tina, was sie zu ihrer eigenen Überraschung spontan geantwortet hat: «Ja, ich bin ein glücklicher, ein freudiger Mensch.» Zum ersten Mal habe sie sich richtig angenommen gefühlt.
Hier kannst du sein, wie du bist.
Schefer war einst Eishockey-Spieler beim EHC Kloten und später Nachwuchstrainer. Damals hat er entdeckt, was eine wahrhaftige Begegnung bewirken kann: In einer Broschüre der Stiftung Cerebral las er vom innigen Wunsch eines gelähmten Jungen, einmal in seinem Leben als Eishockey-Torwart zu spielen. Und Schefer handelte: Der Junge im Rollstuhl wurde in die volle Montur samt Schutzhelm gekleidet, bekam den Stock am Handschuh befestigt, und spürte die Pucks nur so gegen seine Kelle klacken. Ein unvergessliches Erlebnis, für den Jungen, für die Eishockey-Kids und für ihn selbst.
«Unsere ganze Kultur bei Cosanum ist inklusiv», erklärt Bruno Schefer, «das haben wir der Perma-Kulturbewegung» abgeschaut. In dieser natürlichsten Form der Landwirtschaft dürfe «jedes Pflänzchen sein, was es ist, wie es ist, und sich dort verwurzeln, wo es am besten gedeiht, so dass es wiederum dem gesamten System nutzen kann.» Wenig Regeln, flache Hierarchien, viel Selbstorganisation heisst die Devise. Und wenn doch jemand an seinem Platz ein Problem bekommt? Ein Mitarbeiter an der Packstation bekam Rückenprobleme, für ihn wurde ein hydraulischer Minikran installiert. Einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit leistet ein Personal Trainer, der mehrmals die Woche im hauseigenen Gym meditative Entspannung anleitet, aber auch individuell coacht. Der Krankenstand ist in den letzten Jahren Schefers Aussage zufolge extrem niedrig.
Ehrfurchtsvoll aufschauen zu den Schefers braucht hier niemand. Aber eine Atmosphäre der Dankbarkeit liegt doch in der Luft. Besser gesagt: hängt in der Luft. Hoch oben in der Logistikhalle hat jemand zwei Eishockey-Trikots angebracht, die Happy cosaMembers wollten den Chefs damit eine Freude machen. Hoch leben die violetten Werte.
*Name von der Redaktion geändert
Integration konkret bei der Cosanum AG
Seit 1980 entwickelt Cosanum innovative Logistik-Dienstleistungen für den Vertrieb von Medizinprodukten. Im Mittelpunkt der Unternehmenskultur am Hauptsitz in Schlieren gehört die aktive Sorge für das körperliche und seelische Wohlbefinden der 130 Mitarbeitenden. Jährlich erhalten sechs neue Lernende die Chance auf eine Ausbildung, zwei davon über IV-Integrationspartner, um jungen Menschen mit besonderem Potenzial den Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen.
Neueinstellungen | Arbeitsplatzerhalt | Arbeitsversuche |
2023 und 2024 hat Cosanum vier Neueinstellungen ermöglicht: Zwei Jugendliche mit besonderem Potenzial haben einen Ausbildungsplatz in der Logistik erhalten. Eine weitere Person absolviert eine kaufmännische Lehre. Eine erwachsene Person mit einer psychischen Erkrankung hat eine Festanstellung in der Logistik erhalten. |
Cosanum unterstützt Mitarbeitende in schwierigen Lebenssituationen – sei es mit einem Darlehen, einer Zahnrevision oder einem Aufenthalt in einer Suchtklinik. Diese finanzielle Hilfe entlastet die Betroffenen, sodass sie sich wieder auf ihre Arbeit konzentrieren können. |
Die Cosanum AG bietet Arbeitsversuche an, insbesondere Schnupperlehren für Jugendliche. Wenn möglich, wird im Anschluss eine Festanstellung geprüft. |