Eingliederung wirkt, trotzdem steigt der Rentenbestand
Gemäss Jahresbericht der SVA Zürich belaufen sich die jährlichen Kosten für Prävention und berufliche Integration bei der IV-Stelle Zürich auf rund 280 Millionen Franken. Der Betrag macht rund ein Sechstel der gesamten IV-Kosten im Kanton Zürich aus. Im Jahr 2021 konnte die Eingliederung in 2885 Fällen mit einer Erfolgsmeldung abgeschlossen werden (+8 Prozent gegenüber Vorjahr). Im Jahr zuvor war es wegen der Pandemie zu einem Rückgang gekommen. Es geht aber nicht nur bei der Eingliederung aufwärts, sondern auch bei den IV-Renten. Es gab 3497 Zusprachen, 4 Prozent mehr als im Jahr 2020. Die IV-Stelle Zürich hatte bereits vor drei Jahren prognostiziert, dass die Zahl der Neurenten und auch der Gesamtbestand der IV-Renten wieder steigen würden. Im Jahresbericht 2021 nennt sie dafür vier Gründe: Die demografische Entwicklung, das Bevölkerungswachstum im Kanton Zürich, die Zunahme von Diagnosen psychischer Erkrankungen und die neue Rechtsprechung zur Suchtproblematik.
Rentenquote steigt nach Bundesgerichtsurteil zu Sucht
Der Effekt der neuen Rechtsprechung betreffend die Suchtproblematik ist bereits nachweisbar bei der IV-Stelle Zürich, und zwar bei der Rentenquote. Diese zeigt das Verhältnis der Zusprachen zu allen Rentenentscheiden. Von 2014 bis 2019 lag sie stets bei gut 30 Prozent. Danach kam es zu einem sprunghaften Anstieg. Und das ist ungewöhnlich.
Im August 2019 wurde das Bundesgerichtsurteil betreffend die Suchterkrankungen publiziert. Seither ist die Rentenquote um 3 Prozent gestiegen. Die IV-Stelle Zürich geht davon aus, dass 1,5 bis 2 Prozent des Anstiegs mit der geänderten Recht sprechung zu erklären sind. Wenn die Zahl der Neurenten signifikant steigt und damit auch der Gesamtbestand der IV-Renten, wird gerne rasch die Wirksamkeit der IV-Eingliederung hinterfragt: Lohnen sich die Investitionen in Prävention und berufliche Integration überhaupt? Die Antwort von Martin Schilt, Leiter der IV-Stelle Zürich, ist kurz und klar: «Es gibt keine Alternative. Prävention und berufliche Integration sind die einzig wirksamen Massnahmen, um dem wieder stetig steigenden Defizit der IV zu begegnen.» Dabei gehe es in keiner Weise darum, IV-Renten zu verhindern.
Weiterführende Informationen
SVA Zürich Jahresbericht 2021: www.svazurich.ch/jahresbericht
IV-Jahrestagung 2022 für Arbeitgebende: www.svazurich.ch/iv-programm