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Zurich Versicherung: Integration im Grossformat
Zurich Versicherung: Integration im Grossformat
Als erstes Grossunternehmen nutzt Zurich Versicherung die IV-Personalvermittlung der SVA Zürich systematisch und im grossen Stil. Was als Initiative einer einzelnen, engagierten Führungsperson begann, wird nun landesweit ausgerollt.
30. Juni 2023
Soziales Engagement, Diversität und Inklusion sind fest in der Unternehmensstrategie des grössten Schweizer Versicherers verankert. Um dieses Versprechen optimal einzulösen, hat Zurich ein Programm ins Leben gerufen, das Menschen mit einem gesundheitlichen Handicap die Chance auf einen beruflichen Wiedereinstieg bietet. Im Interview erklären Jolanda Grob, Chief Human Resources Officer, und Elia Spinas, Head of Customer Care und Initiant des Programms, wie Herausforderungen im Zusammenwirken mit der IV-Stelle der SVA Zürich gemeistert werden können, warum sich das Engagement auch wirtschaftlich auszahlt, und wie Zurich es schafft, das Engagement schweizweit zu skalieren.
Welchen Stellenwert hat soziale Verantwortung bei Zurich Schweiz?
Jolanda Grob: Als eine der grössten Arbeitgeberinnen der Schweiz ist es Zurich eine Herzensangelegenheit, soziale Verantwortung wahrzunehmen. Genau deshalb haben wir das so in unserer Strategie verankert. In diesem Zusammenhang setzen wir uns auch für Diversität und Inklusion ein, wozu unbedingt auch Reintegration gehört.
Bevor wir näher auf Ihr Reintegrations-Engagement eingehen: Inwiefern ist Diversität ein Gewinn für ein Unternehmen wie Zurich?
Jolanda Grob: Es ist wissenschaftlich längst belegt, dass in jeder Hinsicht gemischte Teams erfolgreicher sind, und wir erleben das täglich bei unserer Arbeit. Diversität und Inklusion bringen mehr Ideen, öffnen Horizonte, schaffen mehr Verständnis und tragen zur einzigartigen Kultur der Zurich bei.
Die Zurich arbeitet systematisch und im grossen Stil mit der IV-Personalvermittlung der SVA Zürich zusammen. Lohnt sich das für Sie auch wirtschaftlich?
Elia Spinas: Wir haben vor etwas mehr als einem Jahr begonnen und sehen bereits Erfolge, die sich aus unserer Sicht auf jeden Fall auszahlen: Zum Beispiel gewinnen wir motivierte Mitarbeitende, deren Engagement und Loyalität zu Zurich aufgrund der Chancen, die wir ihnen bieten, enorm sind. Gleichzeitig haben wir Führungskräfte, die an den neuen Aufgaben wachsen und Spass haben.
Diversität und Inklusion bringen mehr Ideen, öffnen Horizonte, schaffen mehr Verständnis und tragen zur einzigartigen Kultur der Zurich bei.
An anderer Stelle haben Sie in diesem Zusammenhang von einer Win-Win-Situation für beide Seiten gesprochen.
Jolanda Grob: Das stimmt. Um genau zu sein, sind es sogar mindestens drei Seiten. Einerseits kommen Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt schlechtere Chancen haben, zu uns in ein gutes Umfeld und erledigen sinnstiftende Aufgaben. Andererseits gewinnen wir als Arbeitgeberin neue, hochmotivierte und loyale Mitarbeitende. Die dritte Seite ist die Gesellschaft, also wir alle. Wir alle profitieren davon, dass in der Schweiz möglichst keine Menschen sozial benachteiligt sind.
Ist berufliche Integration ein Rezept gegen den Fachkräftemangel?
Jolanda Grob: Ich fürchte, «das Rezept» gibt es nicht. Berufliche Integration ist eine Massnahme von vielen, die dem Fachkräftemangel entgegenwirken kann. Aber sicher eine wirkungsvolle.
Wie gehen Sie damit um, wenn es einmal nicht klappt?
Jolanda Grob: Das ist vor allem für den betroffenen Menschen enttäuschend, weil er mit grossem Engagement eine neue Aufgabe angenommen hat und es dann mit einer Festanstellung nicht klappt. Aber auch für uns ist das eine Situation, die wir vermeiden wollen. Tatsächlich führt aber die enge Zusammenarbeit mit der IV-Personalvermittlung der SVA Zürich zu höchst erfreulichen Resultaten.
Wie sehen diese Resultate konkret aus?
Elia Spinas: Seit wir das Reintegrations-Programm im Frühjahr 2022 gestartet haben, konnten wir zusammen mit der SVA Zürich über 20 Arbeitsversuche initiieren. In rund 80 Prozent der Fälle führten diese zu einer vollwertigen Festanstellung in unserem Unternehmen. Unser Ziel ist es, diese Quote noch weiter zu erhöhen.
Grossunternehmen verweisen oft auf ihr Engagement beim Arbeitsplatzerhalt. Zurich zeigt, dass mehr möglich ist. Warum funktioniert es bei Ihnen?
Jolanda Grob: Weil wir wollen, dass es funktioniert und auch einiges dafür tun. Ich verstehe aber, dass Unternehmen skeptisch sein können, wenn sie dieses Projekt aus der Ferne betrachten. In Sorge waren wir auch. Wir wollten bei Menschen, die mit viel Zuversicht zu uns kommen, keine Erwartungen wecken, die wir nicht erfüllen können. Zum Glück hat sich diese Befürchtung bis jetzt als unbegründet herausgestellt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die IV-Personalvermittlung der SVA Zürich als Partner fungiert und uns nicht nur valable Kandidatinnen und Kandidaten vorschlägt, sondern uns auch bei der Vorbereitung der Führungskräfte mit ihrem Wissen unterstützt.
Seit Frühjahr 2022 haben wir über 20 Arbeitsversuche initiiert. Davon führten 80 Prozent zu einer Festanstellung.
Herr Spinas, Sie haben die Zurich-Geschäftsleitung vom Thema überzeugt. Wie ist Ihnen das gelungen?
Elia Spinas: Ich kam schon früh in meiner Führungskarriere mit dem Thema berufliche Integration in Berührung, da ich eine junge Frau nach einem Unfall auf ihrem Weg zurück in die Arbeitswelt begleiten durfte. Diese erste Erfahrung hat mich sehr positiv geprägt. Das habe ich der Geschäftsleitung erzählt und aufgezeigt, welche Wirkung ein Unternehmen wie Zurich hier entfalten könnte. Die Geschäftsleitung hat ausgezeichnet reagiert. Sie war von Anfang an begeistert von der Idee, dieses wichtige Thema mit hoher Priorität zu adressieren.
Nun wird das Projekt national ausgerollt. Wie fühlt sich das an?
Elia Spinas: Es fühlt sich natürlich gut an. Dass dieses Projekt so gut angelaufen ist und Zurich sich entschieden hat, das Engagement sogar noch auszuweiten, macht mich stolz. Es zeigt mir, dass ich die richtige Intuition hatte. Aber es geht hier nicht um mich. Jetzt müssen wir als Organisation den Schwung aus diesem ersten Erfolg nutzen, um diesen richtigen Weg konsequent weiterzugehen. Wir haben noch viel vor und ich freue mich sehr darauf.
Welche Vorbereitungen haben Sie getroffen, um das Projekt national auf alle Bereiche von Zurich Schweiz auszuweiten?
Elia Spinas: Wir haben bewusst im kleinen Rahmen begonnen, um schnell voranzukommen und agil dazuzulernen, bevor wir das Vorhaben grösser ausrollen. Denn je stärker das Projekt wächst, desto mehr Struktur wird nötig. Von Beginn weg war uns klar, dass wir nicht nur unverbindliche Arbeitsversuche anbieten wollen, sondern für möglichst alle Menschen, die zu uns kommen, eine Festanstellung anstreben.
Welche konkreten Massnahmen haben Sie getroffen, dass dies gelingt?
Elia Spinas: Natürlich haben wir innerhalb der Organisation passende Teams ausfindig gemacht und Tätigkeiten definiert, die für einen Quereinstieg optimal geeignet sind. So stellen wir sicher, dass Arbeitsversuche möglichst erfolgreich verlaufen. Unsere betreuenden Führungskräfte haben wir gemeinsam mit der SVA Zürich auf diese Aufgabe vorbereitet und geschult. Unser HR übernimmt neu die Rolle des Entry Points und stellt sicher, dass die eingehenden Dossiers der IV-Personalvermittlung der SVA Zürich bei uns intern die richtigen Abteilungen erreichen. Mitte Juli veranstalten wir mit rund 50 Führungskräften aus verschiedenen Bereichen einen Workshop, um sie für unser Reintegrations-Programm zu begeistern.
Können Sie sich vorstellen, solche Workshops zusammen mit der SVA Zürich zu veranstalten, um den Führungskräften anderer Unternehmen das Thema berufliche Integration näher zu bringen?
Jolanda Grob: Das würden wir sehr gerne machen. Wir hatten die Gelegenheit, wertvolle Erfahrungen zu sammeln und geben unser Wissen gerne weiter. Es ist uns ein Anliegen, auch andere Unternehmen von den Vorteilen dieser Idee zu überzeugen.
Wo sehen Sie das Thema Berufliche Integration bei der Zurich in 5 Jahren?
Jolanda Grob: Wir sind überzeugt, dass die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit der IV-Personalvermittlung der SVA Zürich weiter gedeiht und Früchte trägt. Unser gemeinsames Engagement soll noch viel mehr Menschen einen guten und sicheren Arbeitsplatz bei Zurich Schweiz bringen.