Nicola hat es geschafft. Dank der koordinierten Unterstützung durch die IV-Berufsberatung der SVA Zürich, einem engagierten Job Coach, einem Psychiater und einem verständnisvollen Ausbilder. Vor allem aber, weil er rechtzeitig erkannt hat: Jetzt heisst es «entweder, oder».
Der Vorschlag, einmal mit der IV-Berufsberatung reden zu gehen, kam von meiner Mutter. Sie hatte davon gehört.
Nein. Nicht so. Ich war damals sehr verschlossen und wollte nicht viel reden. Zudem habe ich mich gefragt, was ich bei der IV soll. Das klingt doch, als sei man nicht normal. So denkt man halt am Anfang. Zu dieser Zeit war ich aber bereits bei einem Psychiater in Behandlung, der einen guten Draht zu mir gefunden hatte. Nach und nach habe ich mich geöffnet und damit begonnen, über meine Sachen zu reden. Irgendwann war ich bereit für einen Termin bei der IV-Berufsberatung. Jetzt probiere ich es, habe ich mir gesagt.
Mehrere. Zum Beispiel der Moment, in dem ich verstanden habe, dass es in der IV-Berufsberatung darum geht, eben kein IV-Fall zu werden. Dann die Sache mit dem Autofahren. Während meiner Auszeit habe ich den Führerschein gemacht. Das hat mich motiviert «dran» zu bleiben. Ich möchte mir später einmal ein gutes Auto leisten können. Das geht nur, wenn ich mit beiden Beinen auf dem Boden stehe.
Mein Ziel war es, einen Lehrabschluss zu machen und ins Berufsleben einzusteigen. Bei meiner ersten Lehrstelle hat es zwar nicht geklappt, aber ich wusste, dass dieser Beruf der richtige für mich ist. Deshalb wollte ich die Lehre unbedingt erfolgreich abschliessen. Die IV-Berufsberatung unterstützte diesen Wunsch und stellte den Kontakt zur Stiftung Bühl in Wädenswil her. Ich wohne in der Nähe. Die Stiftung Bühl ist in Kontakt mit Lehrbetrieben, die offen sind für Lernende mit einer Behinderung. Auf dieser Liste stand auch die Filiale Adliswil der Rolf Schlagenhauf AG, ein Malerbetrieb. Dort durfte ich schnuppern und bekam die Möglichkeit, meine Lehre abzuschliessen. Ich habe sie erfolgreich abgeschlossen und konnte soeben meinen Vertrag für eine Festanstellung im Betrieb unterschreiben. Darauf bin ich sehr stolz.
Der Job Coach hat mich regelmässig im Lehrbetrieb besucht. Denn mich zu organisieren und zu lernen, war schon immer schwer für mich. Prüfungen sowieso. Gemeinsam mit dem Job Coach habe ich dann herausgefunden, welcher Lerntyp ich bin und welche Werkzeuge mir beim Lernen helfen. Ich lerne am besten, wenn ich mit jemandem über den Lernstoff diskutieren kann. Das habe ich mit meinem Job Coach super machen können. Er hat unsere Gespräche mitgeschrieben und mir die Texte zur Verfügung gestellt. Auf dieser Grundlage konnte ich dann gut lernen.
Ein riesen Unterschied. Vor drei Jahren war ich depressiv, sass nur herum, hatte keine Freunde, keinen Antrieb und keinen Plan. Ich weiss noch genau, wie sehr ich «Schiss» hatte, wieder zu arbeiten. Und dann war es ein mega befreiendes Gefühl wieder einen festen Tagesablauf zu haben und am Abend zu sehen, was ich am Tag geschafft habe. Das war richtig cool.
Nehmt Hilfe an. Es muss ja jeder selber wissen, aber irgendwann kommt man an einen Punkt, wo man sagen muss, hey, entweder packe ich das jetzt, oder es wird nichts aus mir. Entweder, oder. Das heisst nicht, dass man dann sofort mit Arbeiten beginnen muss. Wenn jemand so weit unten ist, wie ich es damals war, ist das ein Prozess. Der Wiedereinstieg braucht Vorbereitung. Glücklicherweise hatte ich Menschen, die mich unterstützt haben. Meine Mutter, meine Berufsberaterin von der IV-Stelle Soraya Bonvin, mein Lehrmeister Ramon Strub, mein Job Coach der Stiftung Bühl. Solche Leute kann man finden!