RIVA konkret

«Ich hatte 'Schiss', wieder zu arbeiten.»

Nicola hat es geschafft. Dank der koordinierten Unterstützung durch die IV-Berufsberatung der SVA Zürich, einem engagierten Job Coach, einem Psychiater und einem verständnisvollen Ausbilder. Vor allem aber, weil er rechtzeitig erkannt hat: Jetzt heisst es «entweder, oder».

Hat eine grosse Entwicklung hinter sich: Nicola.
Hat eine grosse Entwicklung hinter sich: Nicola.
Weisst du noch, wie es damals dazu kam, die IV-Berufs­beratung der der SVA Zürich in Anspruch zu nehmen?

Der Vorschlag, einmal mit der IV-Berufs­beratung reden zu gehen, kam von meiner Mutter. Sie hatte davon gehört.

Warst du von Anfang an offen dafür?

Nein. Nicht so. Ich war damals sehr verschlossen und wollte nicht viel reden. Zudem habe ich mich gefragt, was ich bei der IV soll. Das klingt doch, als sei man nicht normal. So denkt man halt am Anfang. Zu dieser Zeit war ich aber bereits bei einem Psychiater in Behandlung, der einen guten Draht zu mir gefunden hatte. Nach und nach habe ich mich geöffnet und damit begonnen, über meine Sachen zu reden. Irgendwann war ich bereit für einen Termin bei der IV-Berufs­beratung. Jetzt probiere ich es, habe ich mir gesagt.

Gab es einen Klick-Moment?

Mehrere. Zum Beispiel der Moment, in dem ich verstanden habe, dass es in der IV-Berufs­beratung darum geht, eben kein IV-Fall zu werden. Dann die Sache mit dem Autofahren. Während meiner Auszeit habe ich den Führer­schein gemacht. Das hat mich motiviert «dran» zu bleiben. Ich möchte mir später einmal ein gutes Auto leisten können. Das geht nur, wenn ich mit beiden Beinen auf dem Boden stehe.

Wie hat dir die IV-Berufs­beratung der SVA Zürich konkret geholfen?

Mein Ziel war es, einen Lehr­abschluss zu machen und ins Berufs­leben ein­zusteigen. Bei meiner ersten Lehr­stelle hat es zwar nicht geklappt, aber ich wusste, dass dieser Beruf der richtige für mich ist. Deshalb wollte ich die Lehre unbedingt erfolg­reich ab­schliessen. Die IV-Berufs­beratung unterstützte diesen Wunsch und stellte den Kontakt zur Stiftung Bühl in Wädens­wil her. Ich wohne in der Nähe. Die Stiftung Bühl ist in Kontakt mit Lehr­betrieben, die offen sind für Lernende mit einer Behinderung. Auf dieser Liste stand auch die Filiale Adlis­wil der Rolf Schlagen­hauf AG, ein Maler­betrieb. Dort durfte ich schnuppern und bekam die Möglichkeit, meine Lehre ab­zu­schliessen. Ich habe sie erfolg­reich ab­geschlossen und konnte soeben meinen Vertrag für eine Fest­anstellung im Betrieb unter­schreiben. Darauf bin ich sehr stolz.

Die Stiftung Brühl hat dir einen Job Coach zur Seite gestellt. Was hat der gemacht?

Der Job Coach hat mich regelmässig im Lehr­betrieb besucht. Denn mich zu organisieren und zu lernen, war schon immer schwer für mich. Prüfungen sowieso. Gemeinsam mit dem Job Coach habe ich dann heraus­gefunden, welcher Lern­typ ich bin und welche Werk­zeuge mir beim Lernen helfen. Ich lerne am besten, wenn ich mit jemandem über den Lern­stoff diskutieren kann. Das habe ich mit meinem Job Coach super machen können. Er hat unsere Gespräche mit­geschrieben und mir die Texte zur Verfügung gestellt. Auf dieser Grund­lage konnte ich dann gut lernen.

Wenn du auf die letzten drei Jahre zurück­blickst, und deine Entwicklung in dieser Zeit reflektierst, was geht dir da durch den Kopf?

Ein riesen Unter­schied. Vor drei Jahren war ich depressiv, sass nur herum, hatte keine Freunde, keinen Antrieb und keinen Plan. Ich weiss noch genau, wie sehr ich «Schiss» hatte, wieder zu arbeiten. Und dann war es ein mega befreiendes Gefühl wieder einen festen Tages­ablauf zu haben und am Abend zu sehen, was ich am Tag geschafft habe. Das war richtig cool.

Hast du einen Tipp für jemanden, der heute an einem ähnlichen Punkt steht wie du damals?

Nehmt Hilfe an. Es muss ja jeder selber wissen, aber irgend­wann kommt man an einen Punkt, wo man sagen muss, hey, entweder packe ich das jetzt, oder es wird nichts aus mir. Entweder, oder. Das heisst nicht, dass man dann sofort mit Arbeiten beginnen muss. Wenn jemand so weit unten ist, wie ich es damals war, ist das ein Prozess. Der Wieder­einstieg braucht Vor­bereitung. Glück­licher­weise hatte ich Menschen, die mich unterstützt haben. Meine Mutter, meine Berufs­beraterin von der IV-Stelle Soraya Bonvin, mein Lehr­meister Ramon Strub, mein Job Coach der Stiftung Bühl. Solche Leute kann man finden!