Zwei Fachpersonen arbeiten auf Augenhöhe und aus ihrem jeweiligen Blickwinkel am selben Ziel – so beschreibt Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Christian Döring, Oberarzt am Ambulatorium Horgen an der KJPP Zürich, die Zusammenarbeit mit der IV-Berufsberatung der SVA Zürich. Wie diese konkret aussehen kann, veranschaulicht die Geschichte von Rimon.
Rimon* ist 11, als er mit seiner Mutter aus einem Konfliktgebiet in die Schweiz flüchtet. Rimon ist sehr intelligent und spricht schon bald fliessend Deutsch und Englisch. Sein Traum: Er möchte ein IT-Crack werden. Doch der Jugendliche leidet unter schweren Depressionen, hat Phasen stark ausgeprägter Suizidalität, muss mehrfach stationär behandelt werden.
Dennoch, vermittelt durch eine IV-Berufsberaterin der SVA Zürich, beginnt Rimon eine vierjährige Lehre zum Informatiker EFZ, Fachrichtung Applikationsentwicklung im geschützten Rahmen. Das ist sein Traumberuf. Das Zeug dazu hat er. Doch die Lehrstelle ist weit weg von seiner Wohngemeinde. Und weit weg von seiner Mutter. Die suizidalen Phasen häufen sich, sein Traum scheint zu platzen.
Dr. Christian Döring
Rimon bricht seine Lehre ab und kehrt zu seiner Mutter an den Zürichsee zurück. Bald muss er wieder stationär behandelt werden. Nach vier Monaten in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (KJPP) ist er bereit für eine ambulante Behandlung. Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Christian Döring übernimmt diese in Horgen. Er behandelt Rimon bis zu seinem 19. Lebensjahr.
«In meiner Sprechstunde erlebe ich immer wieder junge Menschen, die ein sehr grosses Potential haben, es aber nicht ausschöpfen können», sagt Dr. Döring. «Bei Rimon war das besonders ausgeprägt.» Dr. Döring intensiviert darum den Kontakt zu Rimons IV-Berufsberaterin bei der SVA Zürich, Andrea Brusch. Die beiden sind sich einig: Gemeinsam wollen sie alles daransetzen, dass Rimon es schafft.
Regelmässig tauschen sich der Kinder- und Jugendpsychiater und die Berufsberaterin aus und koordinieren die nächsten Schritte. Unkompliziert via Telefon und Zoom. Manchmal auch zu dritt, mit Rimon. Später ist auch Rimons neuer Berufsbildner regelmässig mit dabei. Das Engagement und die Verlässlichkeit, die er bei Andrea Brusch erlebt, beeindrucken Dr. Döring. Gemeinsam finden sie den richtigen Zeitpunkt und das passende Setting für Rimons Comeback.
Heute absolviert Rimon eine etwas weniger anspruchsvolle Ausbildung zum ICT-Fachmann EFZ in einer Institution nahe seinem Wohnort. Er ist jetzt 20 und wird von einem Erwachsenenpsychiater begleitet. Auch die zweite Lehrstelle vermittelte Andrea Brusch von der SVA Zürich. «Als Kinder- und Jugendpsychiater liegt mein Fokus auf der psychischen Gesundheit meiner Patientinnen und Patienten. Frau Brusch hat viel Erfahrung und gute Kontakte, wenn es darum geht, junge Menschen mit einem Handicap in die Arbeitswelt zu integrieren», sagt Dr. Christian Döring. Die beiden Fachpersonen sind sich einig: «Rimon brauchte beides.»
*Name geändert