Reservieren Sie sich genügend Zeit für das Gespräch, und bereiten Sie sich schriftlich darauf vor. Wir haben für Sie Checklisten mit Fragen zusammengestellt. So gewinnen Sie Sicherheit und lassen sich im Gespräch nicht aus dem Konzept bringen.
Was hat sich verändert?
Notieren Sie Ihre Beobachtungen. Was ist Ihnen an dem oder der Lernenden konkret aufgefallen? Wie hat sich das Verhalten verändert? Ihre Notizen helfen Ihnen, im Gespräch immer wieder auf die Fakten zurückzukommen.
Was beobachten andere?
Vergleichen Sie Ihre Beobachtungen mit anderen Bezugspersonen. Nehmen Sie dafür zum Beispiel Kontakt mit der Klassenlehrperson der Berufsschule auf.
Was ist Ihre Motivation?
Überlegen Sie sich, mit welcher Haltung Sie in das Gespräch gehen wollen. Zum Beispiel: «Der Lernende soll verstehen, dass die Lehre aufgrund der Leistungen und des Verhaltens gefährdet ist. Und dass darum Handlungsbedarf besteht.»
Perspektivenwechsel machen
Überlegen Sie sich, wie Sie selber angesprochen werden möchten, wenn Sie in der Lage des oder der Lernenden wären.
Was wäre wenn?
Gehen Sie Szenarien durch. Vielleicht reagiert der oder die Lernende abweisend oder sehr emotional. Überlegen Sie sich, wie es Ihnen dann gelingt, ruhig und überlegt zu bleiben.
Mit oder ohne Eltern?
Bei Lernenden unter 18 Jahren sollten Sie sich überlegen, ob und wann Sie die Eltern einbeziehen wollen. Lernende über 18 müssen dem Einbezug der Eltern zustimmen. Oft sind sie aber froh, wenn die Mutter oder der Vater dabei ist. Allgemein: Wir empfehlen Ihnen, das Erstgespräch aus Respekt für die Lernende oder den Lernenden immer unter vier Augen zu führen. Bleibt die Entwicklung danach unbefriedigend, sollten Sie bald die Eltern zu einem Gespräch einladen.
Erstgespräch mit Lernenden
Schritt 1
Schritt 2
Schritt 3
Schritt 4
Schritt 5
Schritt 6
Eröffnen Sie das Gespräch wohlwollend: «Ich mache mir Sorgen um dich und deinen Lehrabschluss.» Zeigen Sie, dass Sie den oder die Jugendliche ernst nehmen und nicht von oben herab belehren wollen. Achten Sie auf eine entspannte, offene Körpersprache. Betonen Sie das gemeinsame Ziel: «Ich will mit dir zusammen einen guten Weg finden, damit du die Lehre erfolgreich weiterführen und abschliessen kannst.»
Bleiben Sie nicht im Allgemeinen, sondern berichten Sie konkret, was Sie beobachtet haben. Zum Beispiel: «Du kommst in der letzten Zeit immer zu spät. Auch verbringst du die Pausen nie mehr mit den anderen.» Vermeiden Sie schwammige Satzanfänge wie «Ich habe das Gefühl, dass ...». Beginnen Sie verbindlich und faktenbezogen: «Ich habe beobachtet, dass ...»
Lassen Sie der Lernenden oder dem Lernenden Zeit, die Gedanken in Worte zu fassen. Jugendlichen fällt es oft schwer, über Gefühle zu sprechen.
Zeigen Sie auf, was die persönlichen Konsequenzen sind, wenn sich das Verhalten nicht ändert: «... dann müssen wir das Ausbildungsverhältnis kündigen.» Legen Sie dar, dass dieses Verhalten auch dem Unternehmen schadet. So zeigen Sie auf, dass der oder die Lernende für den Betrieb wichtig ist.
Vielleicht nennt der oder die Jugendliche plausible Gründe für das problematische Verhalten, z. B. Probleme in der Familie oder Liebeskummer. Haben die Gründe nicht direkt mit dem Lehrbetrieb zu tun, können Sie auf das Beratungsangebot 147.ch von Pro Juventute hinweisen.
Vereinbaren Sie ein zweites Gespräch – idealerweise 14 Tage nach dem Erstgespräch. Legen Sie fest, was sich bis dahin verändern muss.
Folgegespräch
Zum Handeln bewegen – Ziel festlegen!
Legen Sie zu Beginn des Gesprächs noch einmal das gemeinsame Ziel dar – insbesondere, wenn nun auch die Eltern anwesend sind. «Es geht mir darum, dass Laura die Ausbildung erfolgreich weiterführen und abschliessen kann.»
So handeln Sie:
Sagen Sie, ob der oder die Lernende die beim Erstgespräch definierten Verhaltensänderungen in der Zwischenzeit umgesetzt hat.
Anerkennen Sie alle positiven Veränderungen: «Das ist super. Genau so habe ich das gemeint.»
Bleibt der erfolgreiche Ausbildungsverlauf stark gefährdet, erklären Sie, dass der oder die Lernende mehr Unterstützung braucht. Dass der Betrieb diese aber intern nicht bieten kann.
Stellen Sie den Eltern und der Schülerin, dem Schüler Riva vor. Motivieren Sie, Kontakt aufzunehmen. Beispiel: «Riva ist ein Beratungsangebot der SVA Zürich, speziell zum Thema Erstausbildung. Es gibt eine riva-Website. Diese informiert, in welchen Fällen die SVA Zürich mit einem riva-Coach unterstützt. Ziel ist der erfolgreiche Lehrabschluss. Schauen Sie sich die Webseite an.
Hat sich auch nach Wochen oder Monaten nichts an der Situation geändert, füllen Sie das Kontaktformular aus. Unsere Fachleute geben dann eine Einschätzung ab und machen Ihnen einen Vorschlag für das weitere Vorgehen.